Abwarten, bis der Zinserhöhungspfad klarer wird, empfiehlt das deutsche Finanzhaus Feri. (Bild: Shutterstock.com/phongpan)
Abwarten, bis der Zinserhöhungspfad klarer wird, empfiehlt das deutsche Finanzhaus Feri. (Bild: Shutterstock.com/phongpan)

Ein leichtes Nachlassen der Inflationsdynamik und über den Erwartungen liegende Gewinnprognosen haben die Katerstimmung an den globalen Aktienmärkten in den vergangenen Wochen vergessen lassen. Vom bisherigen Jahrestief Anfang Juli wuchtete sich der Dax rund 10% hoch. Der SMI stieg seit Ende Juni gut 6%, und die US-Wachstumsbörse Nasdaq erholte sich im gleichen Zeitraum um kräftige 23%.

Von einer Trendwende will Eduard Baitinger, Head of Asset Allocation der deutschen Feri-Gruppe, allerdings nichts wissen. "Bei den aktuellen Kursgewinnen handelt es sich um eine temporäre Erholung innerhalb eines übergeordneten Abwärtstrends", betont er im jüngsten Monatsrapport. Die Steigerung, die in den letzten Tagen tatsächlich abzubrechen schien, fusst seiner Meinung nach auf einem weiterhin "äusserst fragilen Fundament".

US-Unternehmen leiden zusätzlich unter hohem Dollar

Selbst wenn die US-Wirtschaft zuletzt einige Entspannungssignale gesendet habe, sei die Lage für die Unternehmensgewinne kritisch. Für die US-Unternehmen würden der Lohndruck durch den Aufschwung am Arbeitsmarkt und höhere Einkaufspreise wachsende Kosten bedeuten. Weil die hohe Inflation wiederum zu negativen Reallöhnen führe, sei eine vollständige Weitergabe dieser Kosten an die Verbraucher ausgeschlossen.

Hinzu kommt die starke Aufwertung des Dollars. US-Exportgüter werden dadurch teurer. Das könnten vor allem die grossen US-Konzerne zu spüren bekommen, die einen wesentlichen Teil ihrer Gewinne im Ausland erwirtschaften. "Schon jetzt zeichnet sich bei den Gewinnschätzungen, die auf täglicher Basis aktualisiert werden, eine rückläufige Ertragsdynamik ab", beobachtet Baitinger. Steige der Druck auf die Margen weiter, seien Einschnitte bei den Gewinnen unausweichlich.

Aktienmärkte vor dem Realitäts-Check

Ein weiterer Faktor, den der Feri-Asset-Allocation-Chef im klaren Widerspruch zur Kurserholung an den Aktienmärkten wähnt, sind die erneut anziehenden Zinsen. Noch werde der Zusammenhang grösstenteils ignoriert. Doch führende Notenbanker der Fed hätten zuletzt mit Nachdruck darauf hingewiesen, dass die Leitzinsen – gerade im Hinblick auf 2023 – deutlich stärker steigen könnten als gegenwärtig erwartet.

Anleger sollten den Aktienkursen daher nicht hinterherlaufen, sondern abwarten, bis der zukünftige Zinserhöhungspfad klarer zu erkennen sei. Sollten die Märkte in den kommenden Monaten von grösseren Zinsschritten überrascht werden, seien erneute Korrekturen an den globalen Börsen wahrscheinlich. "Dann wäre ein guter Zeitpunkt für Nachkäufe gekommen", meint Baitinger.

Dieser Artikel wurde cash von Investrends.ch zur Verfügung gestellt. Verpassen Sie keine News zu aktuellen Themen aus der Fonds- und Asset-Management-Branche. Investrends.ch liefert Ihnen im Newsletter zweimal wöchentlich die Zusammenfassung der Nachrichten und informiert Sie über Sesselwechsel und wichtige Veranstaltungen. Hier abonnieren