Die Amerikaner hatten den Hanseaten ein unverbindliches Angebot von elf Euro je Aktie unterbreitet. Das entspricht knapp zwei Milliarden Euro. Ein Unternehmenssprecher hatte allerdings nach der Offerte betont, oberste Priorität habe es, Evotec als eigenständiges Unternehmen im besten Sinne der Aktionäre voranzubringen.
Die Halozyme-Managerin Torley zeigte sich weiterhin überzeugt, dass die Übernahme von Evotec wertschöpfend wäre. «Bisher war Evotec jedoch nicht bereit, mit uns über eine mögliche Fusion zu sprechen», heisst es weiter in der Pressemitteilung. Monate vor der Angebotsvorlage versuchten die Amerikaner nach eigener Darstellung, detaillierte Gespräche mit dem Aufsichtsrat in Hamburg aufzunehmen - das wohl erfolglos.
Das steht im Widerspruch zu Aussagen eines Evotec-Sprechers, nach denen es zuvor keine Kontaktaufnahmen gegeben habe - und auch seit dem Bekanntwerden des Interesses sei das US-Unternehmen nicht direkt an Evotec herangetreten, hatte er gesagt.
Halozyme ist nicht das einzige Unternehmen, das ein Auge auf Evotec geworfen hat. Der Finanzinvestor Triton hatte seine Beteiligung an dem Unternehmen noch vor der Halozyme-Offerte von 5,6 Prozent auf rund 9,2 Prozent aufgestockt. Am Markt wurde daher bereits über einen möglichen Übernahmekampf spekuliert.
Halozyme wurde 1998 gegründet und hat seinen Sitz im kalifornischen San Diego. Wie Evotec sind die Amerikaner in der Wirkstoffforschung tätig, ihr Schwerpunkt liegt auf Krebsmedikamenten. Zudem hat Halozyme unter anderem seine Verabreichungstechnologie Enhanze am Markt, wodurch grossmolekülige Medikamente subkutan - also direkt unter die Haut - statt intravenös gespritzt werden können.
Bei Evotec hat es Halozyme unter anderem auf die Plattform der Tochter Just-Evotec Biologics abgesehen, welche die Massenherstellung von biologisch hergestellten Arzneistoffen (Biologika) günstiger machen könnte.
Die Übernahmefantasie hatte einem Erholungsversuch der arg gebeutelten Evotec-Aktien zuletzt zusätzlichen Schwung verliehen. Mitte November hatte eine Aktie 10,62 Euro gekostet - doppelt so viel wie Mitte Oktober. Wer allerdings zum Jahreswechsel eingestiegen ist, muss sich mit einem Minus von mehr als 60 Prozent arrangieren. Auch auf drei und fünf Jahre gesehen ist der Kauf einer Evotec-Aktie kein Gewinn.
So hatte Evotec zuletzt mit Problemen zu kämpfen. Im Frühjahr 2023 wurde das Unternehmen Ziel eines Hackerangriffs. Zuletzt machten ihm hohe Kosten für den Aufbau zweier Biologika-Anlagen und ein schwaches Marktumfeld zu schaffen. Anfang 2024 hatte der bisherige Vorstandschef Werner Lanthaler überraschend das Unternehmen verlassen. Der neue Konzernchef Christian Wojczewski soll Evotec wieder in die Spur bringen./ngu/mis/he
(AWP)