Die Absichtserklärung zur Senkung der Zölle auf Schweizer Produkte auf 15 von 39 Prozent dürfte das Bruttoinlandprodukt (BIP) in der Schweiz um 0,3 bis 0,5 Prozentpunkte positiv beeinflussen, wie das KOF Institut am Freitagabend mitteilte. Das aktuell erwartete Wachstum von 0,9 Prozent in 2026 dürfte damit wieder deutlich über 1 Prozent zu liegen kommen.
Auch rechnet das KOF nicht mehr mit einem Wegfall von 7'500 bis 15'000 Vollzeitstellen in den vorher von den Zöllen besonders betroffenen Branchen Maschinenbau, Präzisionsinstrumente, Uhren- und Nahrungsmittelindustrie. Der Grossteil der Arbeitsplätze sei nun nicht mehr bedroht, heisst es weiter.
«Der neue Zollsatz bringt Erleichterung, allerdings bleiben erhebliche Belastungen und Risiken für die Schweizer Volkswirtschaft bestehen», sagt KOF Co-Direktor Hans Gersbach. So werde auch der tiefere Zollsatz von 15 Prozent 0,2 Prozentpunkte Wirtschaftswachstum kosten. Im Durchschnitt sind das rund 150 Franken Einkommensverlust für jede Schweizerin oder jeden Schweizer, rechnen die Ökonomen vor.
Risiken für Pharmaindustrie
«Ein erhebliches Risiko besteht aufgrund der Bestrebungen der US-Administration die Preise für Medikamente in den USA zu senken und die Pharmaindustrie massive Investitionen in den USA versprochen hat», heisst es weiter. Bekanntlich forderte US-Präsident Donald Trump Pharmaunternehmen mehrmals dazu auf, die Preise für Medikamente in den USA massiv zu senken.
Da der Pharmasektor rund 6 Prozent zum BIP in der Schweiz beiträgt, gebe es hier ein erhebliches Risiko. Diese bestünden neben den Zöllen auch in massiven Wertschöpfungsverlagerungen in die USA und ins Ausland wie auch in der Umstrukturierung der Lieferketten und tieferen Investitionen in der Schweiz.
Mittelfristig erwartet das KOF, dass die Produktionsverlagerungen in die USA die Pharmaexporte deutlich reduzieren werden. «Es ist zudem absehbar, dass das grosse Wachstum des Pharmasektors in der Schweiz zum Ende kommt und eine Stagnation kein pessimistisches Szenario ist», heisst es weiter.
Weniger Investitionen in der Schweiz möglich
Die versprochenen Investitionen von über 200 Milliarden US-Dollar in die USA bis 2028 seien extrem hoch. Die Direktinvestitionen müssten sich daher gemäss KOF «vervielfachen». Dies könnte wiederum negative Folgen für die Investitionen in der Schweiz haben.
«Unklar ist auch, was passiert, wenn private Akteure, die Investitionen versprochen haben, sie am Schluss nicht machen würden oder könnten», sagt Gersbach. Die Marktzugeständnisse für Importquoten im Agrarsektor würden dagegen keine grosse Rolle spielen.
Durch eine Verlagerung der Goldverarbeitung in die USA werde der Handelsüberschuss der Schweiz mit den USA laut dem KOF nicht deutlich kleiner werden. Denn mit wenigen Ausnahmen habe es in den letzten Jahren keinen Überschuss im Goldhandel mit den USA gegeben.
(AWP)
