Vor allem die jüngsten Aussagen aus dem chinesischen Wirtschaftsministerium, man sei in Gesprächen mit der US-Seite, seien positiv interpretiert worden, meinte ein Händler. Marktbeobachter wollten der Euphorie gleichwohl nicht zu viel Bedeutung beimessen. "Das stetige Hin und Her geht weiter", meint einer. Der Markt sei seit einiger Zeit nun gefangen zwischen den Risiken (Konjunktur, Handelsstreit) und der Tatsache, dass es kaum Alternativen zu Aktien gebe. Viel brauche es jedenfalls nicht, um den Markt wieder nach unten zu schicken. Ein Tweet von Donald Trump würde wohl genügen.

Der Swiss Market Index (SMI) beschloss die Sitzung 0,82 Prozent höher bei 9'838,48 Punkten. Gegenüber dem Tagestief bei 9'729 Punkten war das ein Plus von über 100 Punkten. Der 30 Aktien umfassende Swiss Leader Index (SLI) legte um 1,03 Prozent auf 1'492,10 und der breite Swiss Performance Index (SPI) um 0,81 Prozent auf 11'979,83 Zähler zu. Von den 30 SLI-Werten standen zum Schluss 28 höher und nur zwei etwas tiefer.

Grösste Gewinner bei den 30 Blue Chips waren Temenos (+2,8%). Der Bankensoftwarehersteller hatte am Vorabend die Übernahme des Digital-Banking-Anbieters Kony in den USA vermeldet und weitet so sein Geschäft in diesem wichtigen Markt aus. Die Grossübernahme wurde von Analysten denn auch als sinnvoller Ausbau eingestuft.

Dahinter folgten mit Schindler (PS +2,7%), AMS (+2,6%) und Julius Bär (+2,3%), Titel aus verschiedenen Branchen - dabei alle ohne fundamentale News.

Im Gespräch waren auch UBS (+1,2%). Die Aktie reagierte positiv auf den Zuzug des ehemaligen CS-Topmanagers Iqbal Khan. Analysten begrüssten angesichts des guten Track Records seine Ernennung zum Co-Leiter der Sparte Global Wealth Management. Wichtig sei auch, dass die UBS einen möglichen Nachfolger für Sergio Ermotti nachziehe, hiess es in einem Kommentar der ZKB.

Für den Kursanstieg dürfte allerdings vor allem die gute Marktstimmung verantwortlich gewesen sein. So legte das Papier des Konkurrenten Credit Suisse (+1,6%) gar noch etwas mehr zu. Bei den Indexschwergewichten hinkten Roche (+0,1%) und Novartis (+0,3%) dem Gesamtmarkt klar hinterher, während Nestlé (+0,9%) sich leicht überdurchschnittlich präsentierten.

Die beiden einzigen Verlierer waren Sonova (-1,0%) und Vifor (-0,3%). Auch Swiss Re (+0,3%) waren im hinteren Teil der Tabelle zu finden. Investoren hätten sich zum Start der diesjährigen Hurrikan-Saison in Nordamerika zurückgehalten, hiess es dazu.

Im breiten Markt sorgte der Immobilientitel Hiag (-5,9%) unter anderem für Gesprächsstoff. Die Ankündigung von millionenschweren Folgekosten im Zusammenhang mit dem Konkurs eines Mieters sorgte dabei für starke Verkäufe. Es handelte sich um die zweite Gewinnwarnung innerhalb von zwei Wochen.

Auf der anderen Seite machten Emmi (+4,4%) einen guten Teil der Vortagesverluste wieder wett. Der Luzerner Milchkonzern hatte am Mittwoch mit seinen Halbjahreszahlen enttäuscht. Die Aktie sei nach dem starken Kursrückgang am Vortag, aber auch in den letzten Monaten wieder gesucht gewesen, hiess es. Die ZKB hatte den Titel wegen des Kursrückgangs von über 20 Prozent seit Juni wieder hochgestuft.

Auch die Papiere des Biotech-Unternehmens Idorsia (+5,2%) konnten stark zulegen. Marktteilnehmer verwiesen dabei auf verschiedene Daten, die in nächster Zeit vorgestellt würden. Zu den wichtigen bevorstehenden Terminen gehöre der Europäische Kardiologenkongress (ESC), der kommende Woche in Paris beginne, hiess es. Und Mobilezone (+3,0%) wurden nach einer kleinen Akquisition gut nachgefragt.

Diverse Firmen legten ausserdem Halbjahreszahlen vor, wobei deren Aktien alle zulegen konnten: Helvetia (+1,8%), Intershop (+1,2%), Investis (+0,9%), Varia (+1,4%) und Vaudoise (+0,4%).

uh/yr

(AWP)