Auch an den übrigen Börsen Europas folgen Investoren den Vorgaben aus Übersee und trennen sich von risikoreicheren Anlagen wie Aktien.

Auslöser für den gross angelegten Aktienverkauf sind die Handelsstreitigkeiten zwischen den USA und China. Auch wenn beide Seiten die Gespräche vergangene Woche im Laufe des Wochenendes als konstruktiv bezeichnet haben, erschwere die abrupte Abreise der chinesischen Delegation am vergangenen Freitag eine Interpretation, heisst es im Handel. Zudem sind die Einkaufsmanagerindizes teilweise schwächer als erwartet ausgefallen.

Der Swiss Market Index (SMI) sackt gegen 10.25 Uhr um 0,90 Prozent ab auf 9'966,31 Punkte. Der 30 Aktien umfassende Swiss Leader Index (SLI) verliert 1,15 Prozent auf 1'525,21 Punkte und der breite Swiss Performance Index (SPI) 0,81 Prozent auf 12'088,17 Punkte. Von den 30 wichtigsten Aktien verlieren alle bis auf Nestlé und Sonova.

Sorgen wegen Wirtschaftsaussichten

Sorgen bereiten den Investoren vor allem die Wirtschaftsaussichten in der Eurozone, dem wichtigsten Handelspartner der Schweiz. Die Einkaufsmanagerindizes in der Eurozone sind am Morgen schlechter als erwartet ausgefallen. Als besonders besorgniserregend bezeichnen Börsianer dabei die Tatsache, dass mittlerweile nicht nur die Industrie, sondern auch der Dienstleistungssektor zur Schwäche neigt.

Die Flucht in sichere Anlagen sorgt denn auch beim Franken für eine verstärkte Nachfrage und lässt ihn gegenüber US-Dollar und Euro aufwerten. Entsprechend notiert das Euro/Franken-Paar bei 1,0869 Franken wieder unterhalb der 1,09er Grenze. Der US-Dollar kämpft aktuell bei einem Stand von 0,9900 mit der 0,99er Grenze. Auch am Anleihenmarkt greifen Anleger zu, wie die Kursgewinne des richtungsweisenden Conf Future zeigen.

Kursgewinne verzeichnen denn auch lediglich zwei defensive Werte: Nestlé (+0,5 Prozent) und Sonova (+0,1 Prozent). Wie es am Markt heisst, greifen Investoren beim Nahrungsmittelkonzern beherzt zu, da sie die Titel als eine Art Absicherung gegen eine mögliche Rezession in der Euro-Zone sehen.

Am Index-Ende bewegen sich derweil mit AMS (-3,3 Prozent), Richemont (-2,8 Prozent) und Logitech (-2,5 Prozent) Werte, die stark von der Konjunkturentwicklung allgemein und auch den asiatischen Märkten abhängig sind. Aber auch ABB, LafargeHolcim und Swatch zählen mit Kursverlusten zwischen 2,5 und 2,1 Prozent zu den konjunktursensiblen Anlagen, von denen sich die Investoren erst einmal trennen.

Bankwerte gehen abwärts

Aktien der Credit Suisse wiederum führen mit -2,0 Prozent die Bankenwerte abwärts. Die Aktien von Julius Bär und UBS folgen mit Verlusten von 1,9 bzw. 1,8 Prozent. Sie werden durch insgesamt schwache Bankaktien in Europa belastet. Wie die deutsche Bundesbank und die Finanzaufsicht Bafin am Montag mitteilten, dürften deutsche Banken und Sparkassen auch in den kommenden Jahren unter den niedrigen Zinsen leiden. Dies geht aus einem Stresstest von 1'400 Instituten hervor.

Mit Nachrichten sticht im breiten Markt der Solarzulieferer Meyer Burger (-5,3 Prozent) hervor. Der Verwaltungsrat des Unternehmens hat seinen Aktionären empfohlen, keinen Vertreter des aktivistischen Aktionärs Sentis in den Verwaltungsrat zu wählen. Die ZKB geht davon aus, dass dadurch der Aktienkurs zusätzlich belastet wird.

Bei Polyphor (-6,2 Prozent) ist es vor allem ein Kommentar der Deutschen Bank, der die Titel nach unten zieht. Der zuständige Analyst hat das Kursziel auf 6 von 16 Franken um annähernd zwei Drittel gekappt. Die Vorhersagen zur weiteren Zukunft des Unternehmen seien schwer einzuschätzen.

(AWP)