Vor der als sicher geltenden Zinserhöhung in den USA und den Parlamentswahlen in den Niederlanden legen die Aktienmärkte eine Pause ein, begründen Marktteilnehmer die Zurückhaltung.

Händler berichten, dass "Abwarten und Teetrinken" wohl weiterhin die angesagte Strategie sei. Ohne sichtbare Eintrübung der Konjunktur oder anderen gewichtigen Parametern, wie zum Beispiel eine restriktive US-Handelspolitik, gäbe aber es kaum Gründe, zu verkaufen, heisst es im Markt. Auf Ebene Einzeltitel sieht das anders aus. So trennen sich nach schlechten Jahreszahlen die Aktionäre im grossen Stil von ihrer Aryzta-Titeln.

Der Swiss Market Index (SMI) notiert um 12 Uhr 0,04% höher bei 8'673,84 Punkten. Der breite Swiss Performance Index (SPI) liegt mit 0,02% marginal höher bei 9'559,47. Der 30 Titel umfassende Swiss Leader Index (SLI), in dem die grössten Titel nicht mit der ganzen Gewichtung enthalten sind, gibt hingegen leicht um 0,07% auf 1'374,59 Zähler nach. Von den 30 wichtigsten Titeln notieren 12 im Plus, Adecco und ABB unverändert und 16 im Minus.

Aryzta bricht ein

Bei den Blue Chips brechen die Titel von Aryzta um 7,0% ein. Der Backwarenhersteller enttäuschte mit einem Umsatzrückgang und einem Betriebsgewinn unter den Erwartungen der Analysten. Im Markt nicht gut angekommen ist, dass Aryzta keinen Ausblick fürs Geschäftsjahr 2016/17 hergegeben hat. Im Januar noch hatte Aryzta nach einer Gewinnwarnung eine überarbeitete Guidance in Aussicht gestellt. Die Führungsmannschaft um CEO Owen Killian wird nun bereits im März, statt wie früher kommuniziert erst im Juli abtreten.

Angeführt wird das Kurstableau von Sika (+1,1%). Unternehmensspezifische Nachrichten liegen keine vor, aber es fällt auf, dass andere baunahe Valoren wie LafargeHolcim (+1,0%) oder Schindler (+0,1%) ebenfalls zulegen. Geberit hingegen notieren am Vortag der Ergebnispublikation unverändert.

Stärker tendieren zudem Galenica (+1,1%). Anleger positionieren sich im Vorfeld der morgigen Ergebnispublikation. Wichtiger als die Zahlen für 2016 ist allerdings die erwartete Antwort auf die Frage, wann die Aufspaltung in den Pharma- (Vifor Pharma) und den Apotheken- und Logistikteil (Galenica Santé) stattfinden wird. Dabei dürfte die erste Ankündigung bereits morgen erfolgen, wird im Markt spekuliert.

Die eher träge in den Handel gestarteten Schwergewichte stützen gegen die Mittagszeit den Leitindex. Bei den Pharmavaloren legen Roche um 0,4% und Novartis um 0,1% zu. Auch Nestlé (+0,2%) stabilisieren den Markt. Der Nahrungsmittelkonzern hat den Nudelskandal in Indien gemäss Asien-Chefin Wan Ling Martello gut verdaut. Gemäss einem Interview in der Wochenendpresse sei das Vertrauen in die betroffene Marke Maggi gestiegen und der Marktanteil betrage wieder 60%.

Etwas zulegen können schliesslich die Luxus- und Uhrenvaloren von Swatch und Richemont (beide +0,1%). Händlern zufolge profitieren die beiden Unternehmen mit signifikanten Produktionskosten im Inland einerseits von dem zuletzt etwas schwächeren Franken und andererseits von der verbesserten Stimmung im wichtigen Abnehmermarkt Hong Kong.

Unverändert notieren die Titel von ABB. Damit können die Valoren nicht von der Meldung profitieren, dass der finanzielle Schaden aus dem Betrugsfall in Südkorea mit 73 Mio USD etwas geringer ausfallen wird, als vor rund drei Wochen bei Bekanntgabe des Falles befürchtet. Der Grund ist eine Versicherungsdeckung in der Höhe von 30 Mio USD. Die Revisionsgesellschaft Ernst & Young rügt das Verhalten von ABB und stellt eine ungenügende Kontrolle fest.

Unter Druck stehen derweil Finanzwerte, so büssen etwas Credit Suisse 1,0% und UBS 0,7% ein.

Im breiten Markt legen die Aktien des Industriekonzerns Belimo um 0,9% zu. Gut angekommen sind die Gewinnzahlen, die präsentiert wurden, und die erhöhte Dividende. Ein Analyst lobt das "ansprechende Wachstum" und die "verbesserte EBIT-Marge".

Helvetia verlieren 2,9%, nachdem der Versicherer den Gewinn 2016 steigerte, dieser lag trotzdem etwas unter den Erwartungen, worauf die Analysten von Vontobel ihr Rating von zuvor 'Buy' auf 'Hold' senkten. Am Markt ist vor allem von Gewinnmitnahmen die Rede, zumal die Titel im Vorfeld der Jahreszahlen neue Rekordmarken gesetzt hatten.

(AWP)