Sie schlug vor, den Kremlchef anders zu betrachten und daraus politische Schritte abzuleiten: «Putin ist kein Politiker, er ist ein Gangster», schrieb sie. Damit liessen sich seine Brutalität, sein Hang zum Luxus und der Wille zu töten erklären. Für einen Mafiaboss sei sein Status wichtig, deshalb solle das Ausland Putin nach der Wahl die internationale Anerkennung verweigern. Es gehe einem Gangster und seiner Umgebung auch um Geld. Deshalb sollten die Möglichkeiten zur Bereicherung für seinen engsten Kreis beschnitten werden, um Unzufriedenheit in der russischen Elite zu schüren, forderte sie.

«Für westliche Länder ist eine umfassende Unterstützung der Ukraine und ihrer Armee im Kampf gegen Putins ungerechtfertigte Aggression zur natürlichen moralischen Entscheidung geworden», schrieb Nawalnaja. Doch weil eine militärische Niederlage nicht immer zum Sturz eines Gewaltherrschers führe, sei es auch nötig, regierungskritische Strömungen in Russland weiter zu unterstützen. Wie verbreitet diese seien, habe sich bei dem Besuch Tausender Menschen am Grab ihres Mannes in Moskau gezeigt, argumentierte sie. Nawalnaja (47) möchte den politischen Kampf ihres Mannes fortführen.

Putin will sich bei der Wahl am Sonntag nach einem Vierteljahrhundert an der Spitze Russlands für eine weitere sechsjährige Amtszeit als Präsident bestätigen lassen. Ernsthafte Gegenkandidaten gibt es nicht./fko/DP/stw

(AWP)