Der Swiss Market Index (SMI) ist ein langweiliger Index. Zwar sorgt er für gewisse Stabilität in Krisenzeiten, doch hinkt er während Hausse-Phasen den anderen Börsen meist hinterher. So zumindest lautet ein gängiges Vorurteil.

Gewiss, ein defensiver Charakter kann dem Schweizer Leitindex nicht abgestritten werden. Alleine deshalb, weil die drei Schwergewichte Nestlé, Novartis und Roche mehr als die Hälfte der Gesamtkapitalisierung des Leitindex ausmachen und als solide und somit wenig volatile Werte gelten.

Doch der SMI beweist derzeit, dass er nicht zwingend langweilig sein muss, sondern auch ordentlich zulegen kann: Plus 6,6 Prozent sind es seit Jahresanfang. Damit lässt er wichtige Börsen wie den Dow Jones, DAX, Hang Seng oder Nikkei hinter sich.

Hier die Kursentwicklung einiger wichtiger Börsenindizes weltweit:

IndexPerformance seit 1. Januar 2019Performance 52 Wochen
OMX Helsinki (Finnland)+9,4%-2,1%
Bovespa (Brasilien)+9,2%+17,6%
ATX (Österreich)+7,9%-17,9%
Oslo OBX (Norwegen)+7,1%+3,4%
SMI* (Schweiz)+6,6%-2,7%
Dow Jones (USA)+5,9%-5,8%
DAX (Deutschland)+5,1%-18,1%
Hang Seng (Hongkong)+4,5%-18,0%
Shanghai Composite (China)+3,4%-24,5%
FTSE 100 (Grossbritannien)+3,1%-10,2%
Nikkei (Japan)+3,0%-14,5%
CAC 40 (Frankreich)+2,6%-12,3%

*Dividenden wurden in Kursentwicklung einberechnet (SMIC)
Quellen: cash.ch und Bloomberg

Während sich die drei SMI-Schwergewichte in diesem Jahr leicht unter dem Schweizer Marktschnitt bewegen, sind es vor allem die Zykliker und Bankaktien, die den SMI nach oben pushen. Angeführt wird die Erholung vom Zementhersteller LafargeHolcim (+16 Prozent), gefolgt von den beiden Bankaktien Julius Bär (+14 Prozent) und Credit Suisse (+12 Prozent) sowie vom Personalvermittler Adecco (+11 Prozent).

Ob der Schweizer Index seinen guten Kurs beibehalten kann, hängt stark von den weiteren Zahlen zum Geschäftsjahr 2018 respektive zu den Geschäftsprognosen für das Jahr 2019 ab. Dass es mit der Börsen-Heiterkeit aber bald vorbei sein könnte, haben nicht zuletzt die UBS-Zahlen vom Dienstag  angedeutet. Die Grossbank hat einen Gewinneinbruch erlitten, im laufenden Quartal könnte die gedrückte Stimmung die Kundenaktivität weiter belasten. Die Aktie tauchte gleichentags um zwischenzeitlich mehr als 4 Prozent. Anleger dürften nun gespannt auf die Resultate der weiteren SMI-Werte warten, die in den nächsten Tagen und Wochen folgen werden.

Brasilien im Hoch

Es gibt aber Börsenplätze, die dem SMI trotz gutem Start den Rang ablaufen. Da wäre etwa der brasilianische Bovespa-Index. Mit plus 9 Prozent im laufenden Jahr liegt er zusammen mit dem finnischen OMX vorne, in den letzten 52 Wochen hebt er sich dank einem 18 prozentigem Zuwachs vom OMX und von allen anderen Börsen sogar deutlich ab.

Zwei Hauptgründe beflügeln Brasiliens Aktienmarkt: Erstens kam das Land gerade aus einer Rezessionsphase, die Kurse waren daher auf einem tiefen Niveau. Zweitens halten die Finanzmärkte grosse Stücke auf den neuen Präsidenten Jair Bolsonaro. Der frühere Militär-Hauptmann sorgt zwar wegen frauenverachtenden, rassistischen und homophoben Äusserung dann und wann für Empörung. Gleichzeitig will Bolsonaro aber auch eine firmenfreundliche, liberale Wirtschaftspolitik führen - das gibt den Aktien Schub.

In Europa wird der SMI im laufenden Jahr nur vom bereits erwähnten finnischen OMX, vom österreichischen ATX (+8 Prozent) und vom norwegischen OBX (+7 Prozent) geschlagen. Alle drei Indizes haben einen relativ hohen Anteil an Firmen aus dem Energie- und Rohstoff-Sektor. Diese profitieren vom seit Jahresbeginn um 15 Prozent angestiegenen Ölpreis.

Globale Eintrübung der Konjunktur

Generell kommt die positive Börsenstimmung weltweit aber etwas überraschend: "Auf Seiten der Konjunktur gibt es nach wie vor wenig Gründe für den wiedergefundenen Optimismus der Investoren, fällt die Mehrheiten der Daten doch weiterhin schwach aus", bringt es die Zürcher Kantonalbank (ZKB) in einem Marktkommentar auf den Punkt.

So ist der Wirtschafts-Zyklus in den USA weit fortgeschritten, immer mehr Ökonomen halten eine Rezession im Jahr 2020 für möglich. Gleichzeitig trübt sich in Europa die Stimmung ein, während China im letzten Quartal so langsam wuchs wie seit fast drei Jahrzehnten nicht mehr. In der laufenden US-Zahlensaison haben zwar bisher drei Viertel aller Firmen die Gewinnerwartungen der Analysten übertroffen, die ZKB erwartet allerdings, dass Unternehmen in den nächsten Quartalen nun kleinere Brötchen backen werden - sprich ihre Prognosen nach unten revidieren müssen. Das würde auch das weitere Kurssteigerungspotenzial an den Börsen erheblich einschränken.

Das seit einiger Zeit schlechtere konjunkturelle Umfeld haben vor allem die asiatischen Börsen, etwa der Shanghai Composite, der Hang-Seng und der Nikkei bereits deutlich zu spüren bekommen - sie sind in den letzten 52 Wochen um 25, 18 beziehungsweise 15 Prozent eingebrochen. Aber auch in Europa korrigierten einige Indizes in den letzten 52 Wochen im zweistelligen Prozentbereich: Namentlich wären das der österreichische ATX und der DAX (beide je minus 18 Prozent), der französische CAC 40 (-12 Prozent) und der britische FTSE 100 (-10 Prozent). Über diesen Zeitraum hat der SMI vergleichsweise geringe 3 Prozent eingebüsst - halt eben doch ein langweiliger Index.