"Das grundlegende Problem bleibt, dass Russlands Krieg gegen die Ukraine das globale Gleichgewicht von Angebot und Nachfrage an den Gasmärkten gestört hat", sagt Chris Iggo, Chef-Anleger des Vermögensverwalters Axa Investment Managers. "Solange dies nicht behoben ist, stehen die Aussichten für ein nachhaltiges Wirtschaftswachstum in der Welt sehr schlecht."

 

 

Dazu kämen die unabsehbaren Folgen durch eine drastische Straffung der Geldpolitik durch Fed, EZB & Co, warnt Martin Lück, Chef-Anlagestratege für Deutschland, Österreich und Osteuropa beim weltgrössten Vermögensverwalter Blackrock. "Noch ist nicht absehbar, welche Effekte steigende Zinsen und schrumpfende Zentralbankbilanzen etwa für Geschäftsmodelle haben, die auf Verschuldung aufgebaut sind." Diese würden erst im kommenden Jahr sichtbar.

Nach dem Zinsentscheid ist vor dem Zinsentscheid

Unterdessen geht der Zinserhöhungsreigen der grossen Notenbanken weiter. Nachdem die Europäische Zentralbank (EZB) ihren Schlüsselsatz um 0,75 Prozentpunkte angehoben hatte, wird die Bank von England (BoE) wohl nachziehen. Es wäre das erste Mal seit 1989, dass die britische Zentralbank so stark an der Zinsschraube dreht - abgesehen von einem Versuch im Jahr 1992, dem Pfund Auftrieb zu geben. Diese Entscheidung wurde damals allerdings in weniger als einem Tag revidiert.

Daher könnten weder die Entspannung bei den Lieferketten-Problemen noch die teilweise besser als erwartet ausgefallenen Geschäftszahlen der Unternehmen den Kursen nachhaltigen Auftrieb geben, gibt Analyst Frank Wohlgemuth von der National-Bank in Essen zu bedenken. "Eine Prognose ist jedenfalls sicher: Der Herbst wird spannend an den Weltbörsen, sicherlich spannender und schwankungsreicher als von vielen Anlegern erhofft."

US-Inflationszahlen am Dienstag

Ende des Monats berät auch die Fed über ihre Geldpolitik. Eine dritte Zinserhöhung um 0,75 Prozentpunkte in Folge gilt an der Börse als sicher. Daher interessieren sich Investoren für Hinweise, ob es danach im selben Tempo weitergeht. Rückschlüsse versprechen sie sich unter anderem von den US-Inflationsdaten am Dienstag.

Er rechne mit dem zweiten Rückgang in Folge, sagt Commerzbank-Volkswirt Bernd Weidensteiner.  "Der Höhepunkt der Teuerung dürfte überschritten sein. Fallende Benzinpreise heben auch die Stimmung der amerikanischen Verbraucher, die im Einzelhandel wieder etwas mehr Geld ausgegeben haben dürften." Die US-Einzelhandelsumsätze werden am Donnerstag veröffentlicht. Der Konsum der US-Verbraucher gilt als Hauptstütze der weltgrössten Volkswirtschaft.

Hexensabbat

Unabhängig davon verfallen am kommenden Freitag Futures und Optionen auf Indizes sowie Optionen auf einzelne Aktien. Zum sogenannten Hexensabbat schwanken die Aktienkurse üblicherweise stark, weil Investoren die Preise derjenigen Wertpapiere, auf die sie Derivate halten, in eine für sie günstige Richtung bewegen wollen.

(Reuters)