Bauchschmerzen bereite vor allem die Ukraine-Affäre von US-Präsident Donald Trump, sagt Norihiro Fujito, Anlagestratege bei der Investmentbank Mitsubishi UFJ Morgan Stanley. "Zwar geht angesichts der republikanischen Mehrheit im Senat niemand von einem Votum für eine Amtsenthebung Trumps aus. Aber im Rahmen langwieriger Ermittlungen könnten immer neue Dinge ans Tageslicht kommen."

Nach Auskunft eines Informanten soll Trump sein Amt genutzt haben, um die Ukraine zur Einmischung in den US-Wahlkampf 2020 zu bewegen. Zudem habe das Präsidialamt versucht, Informationen über Trumps Vorgehen unter Verschluss zu halten. Die oppositionellen Demokraten prüfen eine Amtsenthebung Trumps.

Auch der Zollstreit der USA mit China dürfte die Aktienmärkte weiter beschäftigen. Am Freitag sorgten Erwägungen von US-Präsident Donald Trump, die Börsennotierung chinesischer Firmen in den USA einzustellen, für Aufruhr. Ein solcher Schritt wäre Teil von Bemühungen im größeren Stil, chinesische Investitionen in den USA einzuschränken, sagte eine mit den Überlegungen vertraute Person zu Reuters. Das mögliche neue Druckmittel belastete zum Wochenschluss die Wall Street. 

Eine Möglichkeit sei demnach, Aktien chinesischer Unternehmen nicht mehr an amerikanischen Börsen handeln zu lassen. Zudem könnte das Engagement amerikanischer Pensionsfonds in chinesischen Märkten begrenzt werden.

Vor den Medienberichten zufolge für den 10. und 11. Oktober angesetzten Verhandlungen zwischen den USA und China auf ranghoher Ebene gebe es daher keine Ruhepause, schrieb Marktanalyst Edward Moya vom Handelshaus Oanda. Das Weisse Haus versuche nun, seine Verhandlungsposition mit einer frischen Drohung zu verbessern, die chinesische Unternehmen sehr hart treffen würde. Sollten die Aktien chinesischer Firmen tatsächlich vom Börsenhandel in den USA ausgeschlossen werden, wäre das aus Sicht von Moya katastrophal für die US-Wirtschaft. Falls zudem amerikanische Pensionsfonds nur noch einen beschränkten Zugang zu den chinesischen Märkten haben sollten, wären die Auswirkungen auf den Technologiesektor letztlich ebenfalls verheerend.

Lichtblick US-Bilanzsaison?

Einen Lichtblick für Anleger könnte allerdings die nahende US-Bilanzsaison liefern, sagt Ulrich Stephan, Chef-Anlagestratege für Privat- und Firmenkunden bei der Deutschen Bank. Zwar rechneten Analysten mit einem durchschnittlichen Rückgang der Quartalsgewinne um 2,3 Prozent. Da die tatsächlichen Ergebnisse aber meist über den Markterwartungen lägen, sei ein leichtes Gewinnplus möglich. "Gesellen sich hierzu noch gute Unternehmensausblicke für 2020, sollte der S&P 500-Index seine Hausse fortsetzen", prognostiziert Stephan.

Ein weiteres Sorgenkind für Anleger ist der anhaltende Streit über den Brexit. Premierminister Boris Johnson will sein Land notfalls auch ohne Scheidungsvereinbarung zum 31. Oktober aus der EU führen. Die Abgeordneten hätten es versäumt, die Aufhebung der Zwangspause für das britische Parlament zur Suche nach einem Ausweg aus der Sackgasse zu nutzen, moniert Anlagestratege Michael Hewson vom Brokerhaus CMC Markets.

In der neuen Woche rollt eine Welle von Konjunkturdaten auf die Anleger zu. Höhepunkt ist der US-Arbeitsmarktbericht am Freitag. Einen Vorgeschmack auf die offiziellen Zahlen geben die Daten der privaten US-Arbeitsagentur ADP zwei Tage zuvor. Von den Statistiken erhoffen sich Investoren Rückschlüsse auf die weitere Geldpolitik der US-Notenbank (Fed). Entsprechende Hinweise sollen auch das Stimmungsbarometer der Einkaufsmanager am Dienstag und die Auftragseingänge für langlebige Güter am Donnerstag liefern. Die Konjunkturdaten der neuen Woche dürften zeigen, dass die weltgrößte Volkswirtschaft weiter auf Wachstumskurs ist, sagt Commerzbank-Volkswirt Christoph Balz voraus.

In der Hoffnung auf Hinweise zur Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) warten Börsianer gespannt auf die deutschen (Montag) und die europäischen (Dienstag) Inflationsdaten. Wegen der niedrigeren Energiepreise erwarte er einen Rückgang der Teuerung auf 0,9 Prozent, sagt Commerzbank-Experte Balz. Auf dem Terminplan stehen außerdem die deutschen (Montag) und die europäischen (Donnerstag) Einzelhandelsumsätze.

(ReutersAWP/cash)