In den frühen Morgenstunden sei eine Gruppe von rund zehn jungen Klima-Aktivistinnen und -aktivisten mit Bambusstangen aufmarschiert und habe die Zufahrten zur Raffinerie blockiert. Teilweise hätten sich Mitglieder der Gruppe aneinander gekettet, teilte die Polizei mit, die vor Ort war.
Die Klima-Aktivistinnen und -Aktivisten der globalen Kampagne "Debt For Climat" wollten mit ihrer Aktion gegen Erdöl-Importe protestieren, die in Cressier verarbeitet werden. Dieses Erdöl stamme aus kolonialer Ausbeutung. Die Schweiz müsse ihre Verantwortung dafür wahrnehmen.
Laut Avenergy, dem Branchenverband der Schweizer Brenn- und Treibstoff-Importeure, stammt der grösste Teile des in der Schweiz raffinierten Erdöls aus dem globalen Süden, schrieben die Aktivistinnen und Aktivisten. Fast 40 Prozent des in Cressier verarbeiteten Erdöls komme aus Nigeria.
Davon profitiere jedoch nicht die lokale Bevölkerung, sondern hauptsächlich der britisch-niederländische Ölkonzern Shell, die US-amerikanische Exxon Mobile, die französische Total Energies und die italienische Eni. Die neo-koloniale Ausbeutung Nigerias werde durch die westlichen Erdölkonzerne weitergeführt.
Wälder würden gerodet, Flüsse vergiftet, die Luft verschmutzt und damit die lokalen Ökosysteme zerstört. Die Bevölkerung werde ihrer Lebensgrundlage beraubt.
Forderungen an Schweiz
Die Schweiz und die in der Schweiz ansässigen Unternehmen müssten ihre historische Rolle bei Umweltzerstörungen und Verletzungen der Menschenrechte im globalen Süden anerkennen, aufarbeiten und korrigieren. Dazu gehöre, dass sich die Schweiz bei den Vereinten Nationen für eine verbindliche Erklärung über die Notwendigkeit von kolonialen und ökologischen Reparationen einsetze.
Die Raffinerie Cressier ist seit Schliessung der Raffinerie Collombey im Wallis die einzige Anlage in der Schweiz, die Erdöl zu Treibstoffen verarbeitet. Betreiberin ist die Varo Energy. Die Kapazität der Raffinerie liegt bei rund 68'000 Barrel pro Tag.
(AWP)