Denn alle Grosskraftwerke seien in Partnerschaften organisiert, sagte Alder: "Wenn ein grosser Aktionär beispielsweise an den Atomkraftwerken Gösgen oder Leibstadt wegfallen würde, dann müssten faktisch die anderen einspringen, sofern der Partnervertrag bestehen bliebe." Damit müssten sie den Strom zu Gestehungskosten übernehmen, was das Bedienen des Fremdkapitals und die Einzahlungen in die Stilllegungs- und Entsorgungsfonds beeinhalte.

Von der Ausschüttung einer Dividende sei Alpiq aber noch Jahre weg, sagte Alder weiter. Der Stromkonzern zahlt seit 2015 keine Dividende mehr. Mit den 850 Millionen Franken, die der im März angekündigte Verkauf des Industriegeschäfts an den französischen Baukonzern Bouygues einbringen soll, will Alpiq laut Alder Schulden zurückzahlen und Cash behalten: "Das grössere Gewicht wird darauf liegen, Cash im Unternehmen zu halten." Das Industriegeschäft umfasst Alpiq InTec und die Kraftanlagen-Gruppe.

Kritiker monieren, dass mit dem Verkauf das Wachstumsgeschäft weg sei, das stabile Gewinne geliefert habe. Zudem sei der Kurswechsel von Alpiq eine Wette auf den Strompreis.

Derzeit würden im europäischen Strommarkt verschiedene Megatrends zugunsten von Alpiq spielen, sagte Alder: "Die Frage ist, wie steil der Gradient ist. Ich persönlich glaube, dass es Regulierungsmassnahmen in der Schweiz braucht, weil es der europäische Strommarkt nicht alleine richten kann."

Die aktuelle Regulierung im Schweizer Strommarkt sei massiv wettbewerbsverzerrend. Monopolgewinne stünden Marktdefiziten gegenüber. "Ausserdem gibt es keine Investitionsanreize für Grosskraftwerke im Inland", sagte Alder. Schweizer Versorger mit gebundenen Kunden würden fast ausschliesslich im Ausland investieren.

Zudem brauche Alpiq für das Exportgeschäft ein Stromabkommen zwischen der Schweiz und der EU. "Wir sind heute in unserem internationalen Handelsgeschäft schon in gewissen Märkten benachteiligt. Das ist im sehr kurzfristigen Handel der Fall mit Auslieferung in weniger als 15 Minuten", sagte Alder.

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(AWP)