Der Bitcoin eilt von Rekord zu Rekord. Die Internetwährung notiert am Donnerstag in Dollar gerechnet bei  138,60 Dollar. Dies ist der höchste Stand, seit die Währung 2009 von unbekannten Hackern im Netz erschaffen wurde. Seither besteht sie als Parallelwährung zu den Hauptwährungen wie Dollar, Euro, Franken oder Yen. Im Unterschied zu den klassischen Währungen bürgt aber weder ein Land noch eine Bank für diese virtuelle Währung.

Dies sind denn auch die Gründe, weshalb Anleger sich in den letzten Wochen auf die Bitcoins stürzen. Denn mit der Teilenteignung der zypriotischen Sparer zur Rettung des Inselstaats vor der Pleite haben die Euro-Verantwortlichen einen Tabubruch begonnen - mit weiteichenden Folgen: So fragen sich seither Anleger in Krisenstaaten wie Griechenland, Spanien oder Italien: Droht uns dasselbe Schicksal?

Laut Oliver Flaskämpfer, Geschäftsführer von Bitcom Deutschland, sind seit Anfang Woche starke Kapitalzuflüsse aus Zypern aber auch aus den Wackelkandidaten Spanien, Griechenland oder Portugal zu verzeichnen. Dies sagte er in einem Interview mit Deutsche Wirtschafts Nachrichten. Ein ernstzunehmendes Zeichen, dass Anleger je länger je mehr den Regierungen und Banken misstrauen.

Neben Privatanlegern entdecken auch Investoren den Bitcom-Markt als Spielfeld. So ist jüngst der erste Hedgefonds in das Geschäft mit den Bitcoins eingestiegen. Der Anbieter Exante bietet Spekulanten mit seinem auf Malta registrierten "Bitcoin Fund" die Möglichkeit, vom Auftrieb der Währung zu profitieren.

Vertrauen auf dem Prüfstand

Die massive Ausweitung der Geldmengen durch die Notenbanken facht das Misstrauen gegenüber klassischen Währungen zusätzlich an. Neben den USA und Grossbritannien laufen vor allem in Japan die Geldruckmaschinen auf Hochtouren. Am Donnerstag gab die japanische Notenbank bekannt, umgerechnet über 700 Milliarden Franken pro Jahr in den Kauf von Staatsanleihen zu stecken. Der Yen verlor daraufhin deutlich an Kaufkraft gegenüber den Hauptwährungen.

Wie bei Gold ist auch bei den Bitcoins eine derartige unbegrenzte Aufblähung der Geldmenge nicht möglich. Die Entwickler haben festgelegt, dass es nur rund 21 Millionen Bitcoins geben wird. Derzeit ist in etwa Hälfte davon im Umlauf. Begrenzte Güter werden als wertvoller betrachtet als unbegrenzt vorhandene. Der Anstieg des Wertes hat also mit dieser künstlichen Verknappung zu tun.

Bitcoins können auf zwei Wegen beschafft werden: Der einfachere Weg ist, sie zu kaufen. An speziellen Börsen wie zum Beispiel Mt. Gox können Bitcoins zu aktuellen Kursen gegen 20 Währungen – den Franken inklusive – gehandelt werden. Bei den Transaktionen fallen Gebühren an. Komplizierter ist es, Bitcoins selber zu erzeugen. Die Komplexität der Rechenaufgaben erfordert spezialisierte Computer. Für Privatanleger ist dieser Weg kaum eine Option.

Hohe Risiken

So verlockend die Bitcoins in Krisenzeiten sind: Ohne Risiken ist der Handel nicht. Die virtuelle Währung verhält sich sehr volatil. Vor zwei Jahren schoss der Kurs innert kurzer Zeit von zwei auf 30 Dollar und fiel danach wieder stark zurück. Auch der jüngste Anstieg auf ein Allzeithoch könnte sich als eine Blase entpuppen, die bald platzen dürfte, sagen Marktbeobachter.

Weiter sind die Bitcoins vor Hackerangriffen nicht sicher. Mehrmals manipulierten Hacker in den vergangenen Jahren Bitcoin-Börsen und "stahlen" dabei Tausende der virtuellen Münzen. Einklagen können die Bestohlenen die Hacker nicht. Denn die Identifizierung der Täter ist nahezu unmöglich, und rechtlich betrachtet gelten Bitcoins nicht als Eigentum.

Auch die Verwendung der virtuellen Münzen als Zahlungsmittel ist begrenzt. Online akzeptieren bisher nur wenige Händler die virtuellen Münzen als Zahlungsmittel.