Sie kappte am Montag unter anderem den Referenzzins für einjährige Darlehen an einige Finanzinstitute (MLF) auf 2,75 von zuvor 2,85 Prozent. Damit sollen die Kreditkosten für Firmen gedrückt und so die Konjunktur angekurbelt werden.

Auch der Schlüsselsatz für sogenannte Reverse-Repo-Geschäfte senkte die Notenbank am Montag auf 2,0 von zuvor 2,10 Prozent. Dieser dient dazu, die Liquidität im Bankensystem zu kontrollieren. Es war bereits die zweite Senkung um zehn Basispunkte bei diesen Zinssätzen in diesem Jahr. Chinas Wirtschaft kämpft derzeit mit zahlreichen Problemen. Im Frühjahr legte das Bruttoinlandsprodukt (BIP) vor allem wegen harter Corona-Lockdowns nur um magere 0,4 Prozent zu.

Es wird damit gerechnet, dass das von der Regierung ausgegebene Wachstumsziel von 5,5 Prozent für dieses Jahr nicht gehalten werden kann - auch, weil der Immobiliensektor schwächelt und die Verbraucher sich mit Ausgaben zurückhalten.

Wegen der Corona-Beschränkungen ist auch die Industrieproduktion im Reich der Mitte im Juli deutlich langsamer gewachsen als erwartet. Die Fertigung legte um 3,8 Prozent zum Vorjahresmonat zu und verlangsamte sich damit gegenüber dem Plus von 3,9 Prozent im Juni. Von Reuters befragte Analysten hatten für Juli allerdings ein wesentlich stärkeres Wachstum von 4,6 Prozent erwartet.

Geldpolitik verliert an Zugkraft

Die Einzelhandelsumsätze stiegen im Juli um 2,7 Prozent, nachdem sie im Vormonat noch um 3,1 Prozent zugelegt hatten. Damit wurde auch die Prognose der Analysten von einem Wachstum um 5,0 Prozent verfehlt. Es bestehen weiter Risiken für Chinas Konjunktur, da viele Städte, darunter wichtige Produktionszentren und beliebte Touristenorte, im Juli erneut Lockdowns zur Eindämmung eines Omikron-Ausbruchs verhängten.

"Dies sind weitere Anzeichen dafür, dass die Wachstumsdynamik nach dem Shanghai-Lockdown rasch nachlässt", sagte Alvin Tan, Stratege bei RBC zu den aktuellen Wirtschaftsdaten aus China: "Die Geldpolitik verliert an Zugkraft, abgesehen möglicherweise vom Wechselkurs, wobei die Exporte der einzige Lichtblick in der Wirtschaft sind."

"Die Konjunkturdaten für Juli sind sehr beunruhigend", erklärte Raymond Yeung, Ökonom für den Bereich Greater China bei der Australia & New Zealand Banking Grooup. "Die Covid-Zero-Politik trifft weiterhin den Dienstleistungssektor und dämpft den Konsum der privaten Haushalte."

Der Direktor des China Chief Economist Forum, Wang Jun, sieht nur noch begrenzte Möglichkeiten für die Wirtschaftslenker in der Volksrepublik, die Konjunktur anzuschieben. Auch wenn die Kreditvergabe erleichtert werde, seien Firmen und Verbraucher in der aktuellen Situation sehr vorsichtig, noch weitere Verbindlichkeiten aufzunehmen: "Einige zahlen ihre Schulden vorfristig zurück. Das könnte Vorbote einer Rezession sein", warnte der Ökonom.

(Reuters/Bloomberg)