Die grösste Gefahr komme von Populisten und der Austeritätspolitik gewisser Länder. Die grösste Schwachstelle sei Italien.

"Eine Rezession könnte den Zusammenhalt des Euroraums zwar gefährden. Wir sind aber der Ansicht, dass der Euro auch eine schwere Rezession überstehen würde", sagte Ricardo Garcia, Chefökonom für die Eurozone, an einer Medienveranstaltung am Donnerstag in Zürich. Eine schwere Rezession wäre gemäss der UBS-Definition eine BIP-Kontraktion in der Grössenordnung von 6 bis 7 Prozent, etwa so wie bei der Finanzkrise 2009.

Euro ist populär

Ihren Optimismus in Bezug auf den Euro ziehen die Ökonomen vor allem aus der relativ hohen Popularität, die der Euro in den meisten Mitgliedsländern derzeit habe. Auch in Ländern wie Italien, wo de Euro verhältnismässig unpopulär sei, seien die Befürworter des Euro im Vergleich zu den Gegnern aktuell deutlich in der Überzahl. Die Differenz zwischen den beiden Gruppen könnte allerdings im Szenario mit einer starken Rezession nahe an die Null-Linie sinken, gestehen die Ökonom ein.

Zusätzlich belastet werden könnte die Stimmung für den Euro, wenn die Negativzinsen von Banken im grossen Stil an die Kunden weitergegeben würden und wenn die Populisten in Ländern wie Italien wegen unpopulärer fiskalpolitischer Massnahmen weiteren Auftrieb erhalten würden. "Dann dürfte es eng werden für den Euro", gibt Garcia zu.

Grössere Strukturveränderungen

Die UBS-Ökonomen gehen aber davon aus, dass das Euro-Konstrukt auch in einem solchen Fall halten würde. Eine schwere Rezession hätte aber wohl bedeutende Strukturveränderungen im Euroraum zur Folge, welche auch die stärksten Mitgliedsländer treffen würden. So dürften in einer ersten Phase die Risikoprämien, also die Zinsunterschiede zwischen Anleihen von starken und schwachen Euro-Ländern, wieder stark ansteigen.

Die Zinsen für längerfristige deutsche Staatsanleihen (Bunds) könnten dann auf unter -1 Prozent sinken, was wiederum auch den deutschen Bankensektor in Schwierigkeiten bringen würde. In einer solchen Lage bzw. bei einer wirklich starken Rezession würde die Europäische Zentralbank nach Einschätzung der UBS-Spezialisten die Zinsen wohl noch weiter senken.

Wie die Staaten auf solche Entwicklungen bzw. auf eine schwere Rezession reagieren würden, ist eine andere Frage. "Eine Fiskalunion, also die Ausgabe etwa von Euro-Staatsanleihen, würde sicher helfen. Das Vertrauen der Märkte würde damit steigen", meinte UBS-Ökonom Garcia. Das Endresultat müsste wohl "eher mehr als weniger Integration" sein.

Büchse der Pandora würde geöffnet

Garcia geht allerdings nicht davon aus, dass es soweit kommen wird; der Ökonom glaubt eher an weitere Massnahmen der EZB. Neben weiteren Rückkaufprogrammen für Anleihen (QE-Programm) könnten auch Aktienkäufe zum Thema werden, um die Märkte liquid zu halten und das Vertrauen zu stärken. Aber auch noch tiefgreifendere Massnahmen wie etwa Helikoptergeld, also mehr oder weniger das Verteilen von Bargeld zur Ankurbelung der Wirtschaft, wären laut Garcia nicht auszuschliessen - auch wenn das unwahrscheinlich sei.

Eher möglich wären wohl noch deutlich tiefere Zinsen. "Aber man würde damit die Büchse der Pandora öffnen", so Garcia mit Blick auf die völlig ungewissen Auswirkungen solcher Massnahmen etwa auf die Konsumenten. So könnte es etwa bei Leasing-Zinsen von -5 Prozent sehr attraktiv sein, ein fremdbezahltes Auto zu kaufen. Das aber könnte die Nachfrage und damit den Preis von Autos in die Höhe treiben, was wiederum zu Inflation führen könnte. Und was Konsumenten machen würden, wenn sie bei einem Bankomat-Bezug von 100 Euro lediglich 95 Euro erhalten würden, sei ebenfalls schwierig vorauszusehen.

(AWP)