"Der nötige Zubau an erneuerbaren Energien ist gross", betont Sieber. "Wir müssen den Ausbau beschleunigen und dafür braucht es andere Förderinstrumente."

Das Problem beim den Investitionen in erneuerbare Energien seien nicht die Initial-Investition sondern die Risiken durch die lange Dauer von bis zu 25 Jahren. "Verwerfungen beim Strompreis bergen Risiken, die bisher niemand tragen wollte", sagte Sieber. "Grosse Teile der Strombranche fordern ein Modell mit einer gleitenden Marktprämie. Damit teilen sich Staat, Investor und Produzent das Risiko."

Der Bundesrat schlage mit den Investitionsbeiträgen ein Instrument vor, das sich in der Vergangenheit nur für kleine Anlagen bewährt habe. Die Pläne würden für grössere Anlagen ein Auktionsmodell beinhalten bei dem, wer den Zuschlag erhalten will, einen attraktiven Preis bieten muss. "Der Staat müsste nur einspringen, wenn der Grosshandelspreis unter den gebotenen Preis fällt."

"Andere Länder wie Deutschland oder Frankreich sind deutlich attraktiver für Investitionen in erneuerbare Energien," sagt der Axpo-Chef. "Bleiben Bundesrat und Parlament bei den Investitionsbeiträgen, wird es schwierig, die Ausbauziele bei den Erneuerbaren zu erreichen."

Investitionen in bestehende Wasserkraftanlagen

Die Verdoppelung der Beiträge für die Wasserkraft sei nur für neue Anlagen gedacht. Hier sei das Potenzial in der Schweiz jedoch weitgehend ausgeschöpft. Der Bund müsse auch dafür sorgen, dass die Eigentümer in die bestehenden Anlagen investieren, dafür brauche es jedes Jahr 500 Millionen Franken.

Gerade im Winter werde sich in den kommenden Jahren die Abhängigkeit der Schweiz vom Stromimport noch verschärfen. Als Lösung schlägt Sieber Auktionen von gleitenden Marktprämien für alle erneuerbaren Energien vor. Das böte den Vorteil, dass die Bundesseite im Winter eine höhere Kompensation anbieten könnte, wodurch der Winterstrom begünstigt werde.

Wir werden von Europa abgehängt

Zudem plädiert Sieber dafür, dass ein Stromabkommen mit der EU so schnell wie möglich kommen müsse. "Wir werden immer stärker von Europa abgehängt. Die Schweiz, und insbesondere die Netzbetreiberin Swissgrid, ist nicht mehr in den Gremien dabei, in denen Entscheide gefällt werden. Das ist zu unserem Schaden. Wir brauchen eine gute Anbindung an die EU."

Den Einfluss der Coronakrise in der Debatte um die Energiepolitik sieht der Axpo-Chef als eher gering. "Der Ausbau der erneuerbaren Energien ist ein langfristiges Projekt, das 15 bis 25 Jahre braucht. Die Rezession dauert hoffentlich höchstens einige Quartale."

Im Mai übergibt Sieber die operative Führung von Axpo an dem im vergangenen September berufenen Christoph Brand.

yr/rw

(AWP)