Der Gesamtanstieg von 1,5 Prozent sei nicht auf eine allgemeine Lohnerhöhung zurückzuführen, sondern auf individuelle, leistungsbezogene Belohnungen, schrieb der SBV in seiner Lohnumfrage 2022 am Montag - dem Vortag der dritten von sieben Verhandlungsrunden mit den Gewerkschaften über den neuen nationalen Gesamtarbeitsvertrag.

Die Verbesserung liege über der Inflationsrate (0,6%), was laut SBV eine bessere Kaufkraft bedeute. Für seine Erhebung verglich der SBV Stichtage Ende Februar 2022 und Ende Juli 2021. Die Reallöhne waren bereits in den Vorjahren gestiegen.

Forderung nach allgemeiner Lohnerhöhung

Solange keine generellen Lohnerhöhung gesprochen worden sei, gebe es immer sehr viele Arbeitnehmende, die nicht in den Genuss einer realen Lohnerhöhung kommen würden, sagte Claudia Stöckli, Branchenverantwortliche der Gewerkschaft Syna, auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA.

Die Gewerkschaft Unia sieht sich mit dem Anstieg von 1,5 Prozent in ihrer Forderung um eine generelle Lohnerhöhung bestätigt. Betriebe hätten reagiert, um für Arbeitnehmende attraktiv zu bleiben, schlussfolgerte ihre Sprecherin Katja Signer Hofer. Denn der Fachkräftemangel in der Baubranche sei akut. Die Unia fordert grundsätzlich eine Lohnerhöhung für alle, damit Betriebe, die gute Löhne bezahlen, keinen Wettbewerbsnachteil haben.

Matthias Engel, Sprecher des SBV, sagte, dass eine allgemeine Lohnerhöhung für die Arbeitgeber nur dann in Frage käme, wenn sie im Gegenzug mehr Flexibilität erhielten.

Regionale Unterschiede

Gemäss SBV liegt der Durchschnittslohn der Bauarbeiterinnen und Bauarbeiter im Jahr 2022 bei 6'204 Franken pro Monat oder 80'652 Franken pro Jahr (13 Monate). Die Lohnunterschiede reichen von 4959 Franken für Hilfsarbeitende bis zu 7908 Franken für Poliere und Polierinnen. Die Durchschnittslöhne variieren je nach Kanton von 5'677 bis 6'434 Franken. Im Tessin, in der Westschweiz und in der Ostschweiz liegen sie unter dem nationalen Durchschnitt.

Für den SBV ist neben der persönlichen Leistung die Weiterbildung ein zentraler Faktor für eine Lohnerhöhung. Sie ermögliche den Aufstieg in eine höhere Lohnklasse und garantiere eine Aufwertung um durchschnittlich 600 Franken pro Monat.

(AWP)