Der Swiss Market Index (SMI) hat seit dem Höchststand am 22. Mai über 7 Prozent korrigiert. Vor allem defensive Werte wurden von Anlegern stark verkauft. So büsste alleine der Roche-Genussschein in den letzten neun Handelstagen 11 Prozent seines Wertes ein. Und auch am Dienstag kann der Titel mit dem Gesamtmarkt nicht mithalten. Überdurchschnittliche Verluste haben auch die Papiere von Novartis und Nestlé verzeichnet.

Der Grund für den heftigen Kurssturz der Roche-Titel ist zum Teil mit der starken Kursperformance seit Jahresbeginn zu erklären. Der Anlagenotstand und die attraktive Dividendenrendite von über 3 Prozent trieben den "Bon" auf ein Allzeithoch von 258,60 Franken. Mit einer aktuellen Jahresperformance von knapp 30 Prozent - Dividende eingerechnet - zählt Roche aber nach wie vor zu den Topperformern im SMI.

Gelitten hat der Roche-Genussschein auch unter den etwas enttäuschenden News vom ASCO-Kongress der Krebsmediziner in den USA. Obwohl Roche laut eigenen Angaben vielversprechende Daten zu einem Produktekandidaten gegen eine bestimmte Form der Leukämie präsentierte, haben die Investoren mehr erwartet. "Viele hofften auf etwas Überraschendes. Dies ist aber ausgeblieben", sagt Peter Stenz, Fondsmanager bei Swisscanto.

Marktkenner erwarten Reaktion

Stenz überlegt sich dennoch die Roche-Position in seinem Fonds aufzustocken, sollte der Kurs noch weiter zurückkommen. Ende April betrug der Anteil an Roche 3,6 Prozent im Swisscanto-Fonds für europäische Aktien mit hoher Dividendenrendite. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis bewege sich mit 16,5 auf einem nach wie vor attraktiven Niveau und sei im historischen Vergleich sogar tief, so Stenz. "Hier liegt noch Potenzial für weitere Kurssteigerungen drin."

Auch die Analysten sind überwiegend positiv gestimmt. So hat das US-Analysehaus Jefferies kürzlich das Kursziel für Roche von 255 auf 285 Franken angehoben und die Einstufung auf "Buy" bestätigt. Die aktuellen Kursschätzungen der Analysten reichen von 244 bis 301 Franken. Derzeit notierte der Bon bei 233 Franken.

"Eine Gegenreaktion bei den Defensivwerten und insbesondere bei Roche ist fällig", schreibt die Privatbank Rahn & Bodmer in einem Marktkommentar. Charttechnisch zeige sich in den Roche-Titel eine leicht überverkaufte Situation. Er notiere mehrheitlich im Bereich der 90-Tageslinien, welchen durchaus stützenden Charakter zugewiesen werden kann. Dies gelte auch für Novartis und Nestlé.

Charttechnische Unterstützung kommt auch vom SMI. Der Schweizer Leitindex notiert am Dienstag wieder über der technisch wichtigen 7800-Punkte-Marke, nachdem er diese am Montag leicht unterschritten hatte. Der Fall auf 7500 Zähler ist damit vorerst gebannt. Charttechniker erwarten nach einer ein- bis zweiwöchigen Konsolidierungsphase ein Anstieg auf 8600 Punkte (zum Artikel).

Konjunkturschwäche als Chance

Hinzu kommt, dass die schlechter als erwartet ausgefallenen Konjunkturdaten Defensivwerte anschieben dürften. Das Wirtschaftsforschungsinstitut Bakbasel hat zwar am Dienstag die Prognosen für das Wirtschaftswachstum in der Schweiz für das laufende Jahr mit +1,4 Prozent bestätigt. Für das Jahr 2014 allerdings hat das Institut die Prognose indes deutlich von 1,9 auf 1,5 Prozent zurückgenommen.

Auch in den USA hat sich die konjunkturelle Lage wieder etwas eingetrübt. Der ISM-Einkaufsmanagerindex für die US-Industrie sank im Mai auf 49 Punkte nach 50,7 im April. Damit lag er unter der Wachstumsschwelle. Analysten hatten mit einem besseren Wert gerechnet.