Am Swiss Economic Forum in Interlaken hielt Laurence Fink eine eindringliche Rede zur weltwirtschaftlichen Lage und zu den grössten Herausforderungen, die es zu überwinden gilt. Das Gute vorneweg: Der Weltwirtschaft sieht Fink wieder positiv entgegen. "Vor drei, vier Jahren war ich besorgter", sagte Fink.

Als erfreulich wertet er die aufkeimende Konjunktur in den USA. Die Vereinigten Staaten hätten das Finanzsystem gesund getrimmt und der Immobilienmarkt habe sich normalisiert. Er strich auch die Öl- und Gasvorkommen in den USA hervor. Dies werde das Land unabhängiger machen. Profitieren würden davon auch US-Unternehmen, da die Energie günstiger werde. Gut entwickele sich auch die Konjunktur in lateinamerikanischen und asiatischen Schwellenländern. 

Fragzeichen in Europa

Ein Fragezeichen setzt Fink allerdings hinter die europäische Wirtschaftsentwicklung. Dabei strich er Frankreich heraus, das bezüglich Konkurrenzfähigkeit hinter Deutschland zurückbleibe. Silberstreifen am Horizont sieht der 61-Jährige hingegen bei Spanien und Griechenland.

Fink startete seine Karriere bei der Investmentbank First Boston. Im Jahr 1988 gürndete er Blackrock. Heute ist die Firma der grösste Vermögensverwalter der Welt. Über 10'000 Mitarbeiter kontrollieren und verwalten bei Blackrock rund um den Globus Assets in der Höhe von 3700 Milliarden Dollar. Ende März nominierte Blackrock den ehemaligen Swiss-Re-Anlagechef David Blumer zum Europachef. Ex-SNB-Präsident Philipp Hildebrand ist bereits seit vergangenem Oktober in den Diensten des amerikanischen Vermögensverwalters.

Mehr Sorgen als die mittelfristige Entwicklung der Weltkonjunktur bereiten Fink aber langfristige Herausforderungen. Die grösste "Challenge" sei die alternde Gesellschaft. Es sei zwar positiv, dass wir alle älter würden, aber irgend jemand müsse die Finanzierung sicherstellen. Und diese sei alles andere als garantiert.

Politiker würden dieses Problem stets in die Zukunft verschieben und kümmerten sich lieber um ihre Wiederwahl. Eine zu kurze Sichtweise bemängelt Fink auch bei den CEO. Er zitierte dabei aus einer Studie, die besagt, dass sich 63 Prozent der Firmenchefs in den USA verpflichtet fühlen, in kurzer Zeit eine starke Performance abzuliefern.

Dieses Denken von Quartalsabschluss zu Quartalsabschluss hätte letztendlich zur Finanzkrise geführt, stellte Fink fest. Es seien Finanzinstrumente kreiert worden, die nicht hätten kreiert werden sollen. Finks Kritik machte auch vor den Medien nicht halt. Die Medien fokussierten zu stark auf "Hot News", anstatt eine Langfristperspektive einzunehmen. 

Anleger haben zu grosse Angst 

Das kurzfristige Denken wirke sich auch auf das Anlageverhalten aus. Investoren hielten sich zurück bei Investitionen in Aktien, weil sie auf kurze Sicht Verluste fürchteten. Sie investierten stattdessen lieber in vermeintlich sichere Anleihen. Doch im Bond-Markt liessen sich die Bedürfnisse im Alter nicht finanzieren.

Fink warnt: "Bereits eine winzige Zinserhöhung kann Erträge eines Bond-Portfolios während eines Jahres vernichten." Er setzt deshalb auf Aktien und schenkt dabei Kurstauchern an den Aktienmärkten keine grosse Beachtung.

Blackrock besitzt bei Schweizer Firmen Beteiligungen für rund 30 Milliarden Franken und ist damit einer der grössten Investoren am Schweizer Aktienmarkt. In der Regel belaufen sich die Beteiligungen, wozu Nestlé, Novartis, Credit Suisse, Sulzer oder Oerlikon zählen, auf knapp über drei Prozent.

"Stellen Sie sich vor, sie investierten vor der Finanzkrise im 2008 in Aktien. Danach gehen sie auf einen fünfjährigen Segeltörn ohne Zugang zu irgendwelchen Finanzinformationen. Nach fünf Jahren hätten sie festgestellt: Oh, die Aktienmärkte sind gestiegen", unterstrich Fink sein Engagement für Aktien.

Er schickte aus Interlaken zudem einen Appell an Politik und Wirtschaft. "Es braucht druckresistente Politiker, die langfristig denken und es braucht Wirtschaftsführer, die nachhaltig investieren." Dazu gehörten beispielsweise Investitionen in Forschung und Entwicklung. Und die Finanzindustrie müsse für ihre Kunden kämpfen und nicht gegen sie. Dass Blackrock gerade in diesem Bereich als weltgrösster Vermögensverwalter besonders stark in der Verantwortung steht, ist Fink bewusst. "Wenn wir unseren Job nicht gut machen, gefährden wir die Zukunftsperspektiven der Anleger." 

Auf Fragen zum hängigen Gesetz im Schweizer Parlament zur Lösung des Steuerstreits zwischen den USA und der Schweiz gab sich Fink eher wortkarg. Ihm seien die Details des Vertragswerks auch nicht bekannt und lachte dabei. Er könne auch nicht sagen, wie die USA auf ein "Nein" aus der Schweiz reagieren würden. Vermutlich wäre aber die Annahme des Gesetztes für den Schweizer Finanzplatz besser als eine Ablehnung, so Fink.