Die letztwöchige Performance des Nasdaq war die schlechteste seit dem Corona-Absturz im März 2020. Seit dem Jahresbeginn hat der Technologieindex 12 Prozent verloren. Und gegenüber dem Allzeithoch Mitte November summiert sich das Minus sogar auf 14 Prozent. Es braucht nicht mehr viel und ein Bärenmarkt - bei mehr als 20 Prozent Kursverlust - ist Realität.

Grund für den Kursniedergang bei den vielfach hochbewerteten US-Technologieaktien sind die steigenden Anleiherenditen und der Ausblick auf Zinserhöhungen durch die US-Notenbank Fed. Ersteres wird auch durch das angekündigte Auslaufen der Anleihenkäufe durch die Fed gestützt.

Kursverlauf des Nasdaq in den letzten sechs Monaten (Quelle: cash.ch).

Am US-Aktienmarkt macht sich derweil die Angst breit. Der Volatilitätsindex VIX ist seit Anfang Jahr um 76 Prozent angestiegen und liegt aktuell bei gut 30 Punkten. Der auch als Angstbarometer bekannte "Volatility Index" drückt die erwartete Schwankungsbreite beziehungsweise Volatilität des S&P 500 für die nächsten 30 Handelstage aus.

Die grosse Frage ist, tut die US-Notenbank Fed genug, um die Inflation in den Griff zu kriegen? Michael Hartnett, Chefstratege der Bank of America, ist diesbezüglich pessimistisch. Die Fed verliere den Kampf gegen die Inflation und müsse die Zinsen im Endeffekt noch schneller anheben. Dies gefährde insbesondere Technologieaktien.

Kurserholungen bei Technologietiteln verkaufen

Vor ihrer dieswöchigen zweitägigen Sitzung müsse sich die Zentralbank der Realität stellen, dass sie in Bezug auf die Notwendigkeit einer Straffung der Geldpolitik "hysterisch hinterherhinkt", sagte Hartnett in einer Notiz für Kunden.

Fed-Beamte haben in den letzten Tagen angedeutet, dass sie wahrscheinlich im März eine Erhöhung des Referenzzinssatzes der Zentralbank um 25 Basispunkte erlassen werden. Aber Hartnett sagte, die Fed sollte einen Schritt um 50 Basispunkte in Betracht ziehen.

In diesem Sinne sagte Hartnett: "Der Zinsschock beginnt gerade erst und die Zinserwartungen sind zu niedrig". Er fügte hinzu, dass die Senkung der Inflation in diesem Jahr fünf oder sechs Erhöhungen erfordern werde, anstatt der drei, die von der Fed angestrebt werden.

Höhere Zinsen schaden stark wachsenden Technologieaktien, da sie zukünftige Gewinne weniger lukrativ machen - Stichwort Abdiskontierung. Hartnett sagte, die Bank of America verkaufe speziell Technologieaktien und den Nasdaq-Index im Grossen und Ganzen "aufgrund höherer Zinssätze und aufgeblähter Bewertungen".

Technologietitel würden zwar kurzfristig sicherlich wieder ansteigen. Seinen Kunden empfiehlt Hartnett aber, "diese Kursanstiege zu verkaufen".

Geldpolitische Trendwende und wirtschaftliche Verlangsamung

Was bei der ganzen Diskussion um die Inflation untergeht, ist, dass die Fed die Zinsen in eine wirtschaftliche Verlangsamung hinein erhöht. Das US-Wirtschaftswachstum wird sich voraussichtlich von 5,4 Prozent im Jahr 2021 auf 3,5 Prozent dieses Jahr verlangsamen.

Was eine restriktivere Geldpolitik durch die US-Notenbank Fed bei einer gleichzeitigen Verlangsamung der Wirtschaft für den US-Aktienmarkt als Ganzes bedeuten könnte, macht das zweite Halbjahr 2018 deutlich.

Die US-Notenbank Fed erhöhte damals die Zinsen, während sich das Wirtschaftswachstum verlangsamte. Als Folge kam es zwischen Oktober und Dezember am US-Aktienmarkt zu grossen Verkäufen. Der breite S&P 500 sackte um 18 Prozent ab. Der Ausverkauf kam erst zu einem Ende, als die US-Notenbank im Januar 2019 von ihrer restriktiven Haltung abkam.

Auch der breite US-Markt korrigiert deutlich

Auch dieses Mal scheint die Korrektur nicht einzig ein Phänomen von Technologieaktien zu sein. Der Russell 2000 für US-Nebenwerte hat seit dem Höchststand Anfang November bereits 19 Prozent verloren. Der S&P 500, der die Aktien von 500 der grössten börsennotierten US-amerikanischen Unternehmen umfasst, steht 8 Prozent unter seinen Höchstständen von Anfang Jahr.

Doch im Gegensatz zum Januar 2019 wird die Fed wegen der hohen Inflation voraussichtlich nicht um die Zinserhöhungen herumkommen. Eine Wette auf den sogenannten "Fed Put" - die US-Notenbank kommt einem fallenden Aktienmarkt zu Hilfe - könnte dieses Mal nicht aufgehen.

ManuelBoeck
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