Die Anfechtung der Auszählungsergebnisse durch Präsident Donald Trump rufe Erinnerungen an das Tauziehen im Jahr 2000 wach, als das endgültige Ergebnis erst Mitte Dezember vorlag, sagt Norman Villamin, Chef-Anleger der Vermögensverwaltung bei der Privatbank UBP. Anleger sollten sich daher auf Kursturbulenzen einstellen. Das juristische Hickhack sei aber nur ein vorübergehendes Störfeuer, sagt Eoin Murray, Chef-Anleger beim Vermögensverwalter Federated Hermes. "Es wird am Ende zu nichts führen."

Der Swiss Market Index legte in der letzten Woche 7,7 Prozent zu, die beste wöchentliche Entwicklung seit März 2009. Der deutsche Dax stieg 8 Prozent, der Dow Jones 6,9 Prozent. Dass die Aktienmärkte in diesem Umfeld dennoch steil gegangen sind, liegt daran, dass sich ein politischer Stillstand in den USA für die kommenden zwei Jahre abzeichnet. Denn bei den Auszählungen hat derzeit Joe Biden die Nase knapp vor Trump. Gleichzeitig zeichnet sich ab, dass der US-Senat in republikanischer Hand bleibt. Damit dürfte es für einen Präsidenten Biden schwer werden, einfach "durchzuregieren".

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Dennoch sollten sich Investoren kurzfristig auf eine erhöhte Volatilität einrichten, meint etwa der Stratege Stefan Rondorf von Allianz Global Investors. Dies liege an verschiedenen Faktoren. Allen voran müsse zunächst geklärt werden, wer künftig im Weissen Haus regiert. Aber auch der Brexit und die zweite Coronawelle dürften die Unsicherheit hoch halten.

Die Anleger blenden derzeit allerdings Risiken für wieder aufflammende Handelskriege aus, sagt Analyst Jochen Stanzl vom Online-Broker CMC Markets. Sie setzten darauf, dass Joe Biden Donald Trump als US-Präsident ablösen und eine weniger konfrontative Außenpolitik verfolgen wird. "Die heimlichen Gewinner dieser Wahl sind China und die Europäische Union."

Zurich und Alcon veröffentlichen Geschäftszahlen

Ausserdem könnten Anleger weiter auf geld- und fiskalpolitische Konjunkturhilfen hoffen, sagt Analyst Frank Wohlgemuth von der National-Bank in Essen. Ähnlich wie die Europäische Zentralbank (EZB) signalisierte auch die US-Notenbank für Dezember eine Ausweitung ihrer Wertpapierkäufe, um die Folgen der Coronavirus-Krise abzufedern.

Die grassierende Pandemie und die jüngsten Verschärfungen zur Eindämmung sorgen zudem weiter für Gesprächsstoff. "Die gute Nachricht ist, dass der ökonomische Schaden der Novemberbeschränkungen, die ich nicht Lockdown nennen möchte, nur einen Bruchteil des BIP-Einbruchs im Frühjahr betragen dürfte", sagt Martin Lück, Chef-Anlagestratege für Deutschland, Österreich, Schweiz und Osteuropa beim weltgrößten Vermögensverwalter Blackrock. Investoren sollten daher darauf setzen, dass sich das Leben ab Mitte 2021 langsam normalisieren werde.

Die Berichtssaison läuft in der Schweiz derweil langsam aus. Mit Alcon und Zurich sind noch zwei Blue Chips nächste Woche dabei. Ansonsten berichten Unternehmen wie Barry Callebaut oder Baloise über den jüngsten Geschäftsverlauf. In Deutschland berichten Adidas und der Industriekonzern Siemens, in den USA Cisco, der Unterhaltungskonzern Walt Disney und der Schnellrestaurant-Kette McDonald's.

Konjunkturdaten sind dagegen eher dünn gesät. Am Donnerstag werden in den USA die Verbraucherpreise und aus der Euro-Zone Zahlen zur Industrieproduktion bekanntgegeben. Wegen der Pandemie sei in den USA vorerst kein Preisschub zu erwarten, prognostiziert Commerzbank-Volkswirt Christoph Balz. Zwei Tage zuvor gibt der ZEW-Index Auskunft über die Stimmung der deutschen Börsenprofis.

(Reuters/AWP/cash)