Die geldpolitischen Lagebeurteilungen der Schweizerischen Nationalbank, die alle drei Monate stattfinden, glichen sich in letzter Zeit fast alle. So bekräftigte die SNB auch diesen Donnerstag ihre Quasi-Nullzinspolitik, und sie hält weiterhin am Mindestkurs von 1,20 Franken pro Euro fest.

Dennoch gibt es Nuancen. Gerade beim Thema Schweizer Franken schien die Nationalbank am Donnerstag an der Pressekonferenz und in Interviews wieder eine härtere Gangart bei der Kommunikation anzuschlagen.

"Unsere Schätzungen zeigen ganz klar, dass der Franken weiterhin eine sehr hoch bewertete Währung ist", sagt SNB-Präsident Thomas Jordan im Video-Interview mit cash.ch. Befragt nach weiteren möglichen Schritten bei einer Franken-Aufwertung sagt Jordan: "Wir schliessen keine Massnahmen aus, insbesondere auch nicht die Einführung von Negativzinsen." Aus ökonomischer Sichtweise müsste sich der Franken laut Jordan abschwächen.

Der Franken hat sich in dieser Woche gegen den Euro deutlich aufgewertet. Mit einem Stand von etwas über 1,22 notiert die Schweizer Währung gegenüber dem Euro auf dem höchsten Stand seit April. Die jüngste Aufwertung des Franken führt Jordan auf die Entwicklung der US-Währung zurück. "Der Dollar ist sehr schwach geworden, das hat den Euro gestärkt und damit auch den Franken", sagt Jordan im cash-Video-Interview.

"Bei aller Euphorie"

Jordan bekräftigte, die SNB habe seit September 2012 keine Devisenkäufe zur Verteidigung des Mindestkurses mehr tätigen müssen. Dieser sei weiterhin zentral für die Sicherstellung "angemessener monetärer Rahmenbedingungen in der Schweiz."

Jordans Kollege im SNB-Direktorium, Fritz Zurbrügg, ging in seiner Beurteilung der Finanzmärkte eingehend auf die Entwicklung der Aktienmärkte ein. Zurbrügg wies darauf hin, dass "bei aller Euphorie" an den Börsen nicht vergessen werden sollte, dass die positive Stimmung auch von der expansiven Geldpolitik der Zentralbanken getragen werde - und dass Hinweise der US-Notenbank auf eine Reduktion ihres Anleihekaufprogrammes die Börsen auf Talfahrt geschickt habe.

Ist die SNB etwa besorgt über den rasanten Anstieg der Aktienbörsen? "Dieser Eindruck täuscht", entgegnet Jordan eine entsprechen die Frage von cash. "Wir beobachten die Situation. Es ist ein starker Anstieg der Börsen. Aber man muss dies auch immer den Gleichgewichtswerten vergleichen. Es gibt keine Indizien dafür, dass die Aktienmärkte weltweit derzeit massiv überbewertet wären", sagt Jordan.

"Das beobachten wird mit grosser Sorge"

Weiterhin Bauchweh bereitet der SNB die Entwicklung auf dem Schweizer Immobilienmarkt. "Das Wachstum des Hypothekarmarktes ist deutlich grösser als dasjenige des nominellen Bruttoinlandsproduktes. Die Verschuldung wird immer grösser. Das beobachten wird mit grosser Sorge", sagt Jordan.

Marktbeobachter hatten eigentlich damit gerechnet, dass die SNB am Donnerstag eine Erhöhung des antizyklischen Kapitalpuffers für Banken bekannt geben werde. Einige Analysten gehen davon aus, dass die SNB die Erhöhung beim Bundesrat bereits beantragt habe oder kurz davor stehe.
 

Im Video-Interview mit cash.ch äussert sich Thomas Jordan zum Immobilienmarkt in der Schweiz - und zu seinem grösstem makroökonomischen Wunsch für das 2014.