Die italienischen Wahlen vom letzten Wochenende haben die befürchtete Patt-Situation gebracht und vor allem eines gezeigt: Das Anti-Europa-Lager im südeuropäischen Staat ist zurzeit gross, Sparprogramme stehen auf der Kippe.

Der Euro schwächte sich gegenüber dem Dollar und dem Franken nach den Wahlen deutlich ab. Und die Frankenstärke dürfte sich noch akzentuieren: "Die 1,20-Franken-Marke wird sicher einige Male getestet werden", sagt Johannes Müller, Chefökonom bei DWS Investment Frankfurt, im cash-Börsen-Talk. Am Montag fiel der Franken zeitweise deutlich unter 1,22 Franken, dies nach einem kurzen Ausflug Mitte Januar auf ein zwischenzeitliches Jahreshoch von 1,2570 Franken.

Ein Unterschreiten des Mindestkurses hält Müller, der seit 2009 als Chefökonom bei DWS Investment in Frankfurt tätig ist, aber für unwahrscheinlich. Die Schweizerische Nationalbank werde die Marke auch weiterhin verteidigen können.

Frankreich, eine Belastungsprobe für den Euro

Eine weitere Belastung für die Gemeinschaftswährung wird Frankreich sein. "Das Land wird sich weiter graduell verschlechtern", warnt Müller. Die Arbeitslosigkeit in der zweitgrössten Volkswirtschaft der Eurozone ist zum 21. Monat in Folge gestiegen und liegt mit 10,6 Prozent doppelt so hoch wie beispielsweise in Deutschland. Schwach sind auch das Wirtschaftswachstum und das Leistungsbilanzsaldo.

Auch an anderen Fronten brodelt es: So hat zwar Spanien bezüglich Wettbewerbsfähigkeit einige Fortschritte erzielt, so Müller, aber die Immobilienkrise werde immer schärfer. Die Immobilienpreise sind seit dem Höhepunkt um etwa 30 Prozent gesunken und fallen weiter, die Bautätigkeit ist am Boden. Der Preiszerfall im Häusermarkt schwächt die Bilanzen der privaten Haushalte und am Ende auch der Banken. Dennoch sieht Müller mittelfristig einen Hoffnungsschimmer: Spanien brauche noch ein bis zwei Jahre für die Abarbeitung der Immobilienkrise. "Danach kann das Land wieder stattlich wachsen."

Euro-Exit Griechenlands ist kontraproduktiv

Ganz anders gelagert sei die Lage in den Krisenstaaten Griechenland und Zypern. "Griechenland wird auf Jahre hinaus ein schwieriger Fall bleiben, da müssen wir uns nichts vormachen", resümiert der DWS-Chefökonom. Das Grundproblem liege in den öffentlichen Institutionen, die nicht nach dem Standard eines Industrielandes funktionieren würden, sagt Müller.

Einen Euro-Exit Griechenlands will der Chefökonom zwar nicht 100-prozentig ausschliessen. Er hält einen solchen aber ohnehin für kontraproduktiv. "Eine schmerzstillende Tablette in Form einer schwachen Drachme werde den Reformwillen schwächen. Den Griechen wäre damit nicht geholfen", so Müller.

 

Im cash-Börsen-Talk äussert sich Müller auch über den kriselnden Inselstaat Zypern und über die Debatte rund um das Thema Währungskrieg.