Wohin geht die nächste grössere Bewegung an den Aktienmärkten? Diese Frage beschäftigt Börsianer wie Marktbeobachter gleichermassen. Klar scheint zumindest, dass der seit einigen Tagen herrschende Aufwärtstrend am Donnerstag jäh gestoppt wurde. Mit dem grössten Tagesverlust seit zwei Monaten fiel der Leitindex wieder unter die psychologisch wichtige Marke von 8000 Punkten. 

"Die Zeit ist reif für eine Korrektur am Schweizer Aktienmarkt", sagt Daniel Egger, Leiter des Anlageausschusses bei der Zürcher Privatbank Maerki Baumann, im cash-Börsen-Talk. Auf kurze Sicht geht Egger von einem Taucher von mindestens 10 Prozent aus. Aber auch ein Rückgang von bis zu 20 Prozent liege durchaus im Bereich des Möglichen, so Egger.

Bewertungen am oberen Ende

Gefahr für eine mögliche Korrektur geht von den gestiegenen Bewertungen aus. Egger verweist dabei auf das sogenannte Shiller-KGV, benannt nach dem US-Ökonomen Robert Shiller. Der Wert für den US-Aktienmarkt beträgt aktuell knapp 24. "Dieser liegt im Vergleich mit dem langfristigen Durchschnitt am oberen Ende", sagt Egger. Eine Korrektur am US-Aktienmarkt habe unweigerlich auch negative Auswirkungen auf die Schweizer Börse.

Die Berechnungsgrundlage des Shiller-KGV sind nicht die kurzfristig erwarteten Unternehmensgewinne, sondern die durchschnittlichen Gewinne der vergangenen zehn Jahre. Die Berechnung des Shiller-KGV ist dafür geeignet, auf lange Sicht eine Über- oder Unterbewertungen an Börsen zu erkennen.

Auch von politischer Seite drohen Turbulenzen. So schweben beispielsweise die sogenannten "Tapering Fears", also die Angst vor einer vorzeitigen Drosselung des Anleihenkaufprogramms der US-Notenbank Fed, wie ein Damoklesschwert über den Börsen. Jede Aussage aus dem Umfeld der Fed, die in Richtung Drosselung zielt, führt umgehend zu Verkäufen an den Aktienmärkten weltweit.

Allerdings glaubt Anlageprofi Egger, dass die Fed diesbezüglich noch zuwarten werde. Nicht wenige Marktbeobachter hingegen glauben, dass der amerikanische Notenbankpräsident Ben Bernanke am FOMC-Meeting vom 17. bis 18. September eine Reduktion verkünden werde.

Korrekturen abwarten und dann einsteigen

Laut Egger dürfen Anleger auch die Gefahr einer erneuten Zuspitzung der Euro-Schuldenkrise nicht unterschätzen. Zwar sei die Eurozone vorwärts gekommen, aber es gäbe noch einiges zu tun. So müssten beispielsweise in Ländern wie Italien oder Frankreich Arbeitsmarktreformen dringend angegangen werden, sagt Egger.

Vor dem Hintergrund einer Korrektur an den Aktienmärkten empfiehlt Egger, mit Käufen noch zuzuwarten und Cash zu halten. In einem ausgewogenen Portfolio seien Bargeldbestände von 20 bis 30 Prozent vernünftig, so Egger. Er empfiehlt bei einer Korrektur, in Pharmawerte wie Roche oder Novartis einzusteigen. 

Auf den Kaufzettel gehören laut Egger auch Nestlé und Zurich Insurance Group. Beide Unternehmen hatten durchzogene Halbjahreszahlen präsentiert, worauf die Aktien deutlich korrigierten. Diese Kursrücksetzer sind nach Egger eine gute Möglichkeit, um mit gestaffelten Käufen einzusteigen. 
 

Im cash-Börsen-Talk sagt Egger, wieso er die UBS der Credit Suisse vorzieht und bei welchen zyklischen Werten er Aufholpotenzial ortet. Weiter äussert er sich über die Entwicklung der Zinsen und die Geldpolitik der Notenbanken.