Die meisten Aktienmärkte haben in den letzten Tagen in der Minuszone geschlossen. Dahinter steckt die Angst der Anleger, dass es im US-Haushaltsstreit zu einem Eklat kommen könnte. Die gesetzlich limitierte Schuldenobergrenze von 16,7 Billionen Dollar wird per Mitte Oktober erreicht sein und muss erhöht werden, um die Insolvenz der USA abzuwenden.

Ohne Einigung auf ein Haushaltsgesetz in beiden Kammern droht der US-Regierung der finanzielle Stillstand. Als Konsequenz würden dann Hunderttausende Staatsbeamte in den Zwangsurlaub geschickt, Bundesbehörden dichtgemacht sowie viele Museen und Nationalparks geschlossen.

"Ich erwarte eine Einigung in letzter Sekunde", sagt Caroline Hilb, Leiterin Anlagestrategie bei der Hyposwiss Privatbank, im cash-Börsen-Talk. Das politische Kräfteringen zwischen Republikanern und Demokraten werde sich zwar sich noch etwas hinziehen und man wird versuchen, den Zeitpunkt der Anhebung der Schuldenobergrenze hinauszuzögern, so Hilb.

Zinsen werden mittelfristig steigen

Gestützt wird Hilbs Einschätzung durch die Entwicklung an der Zinsfront. So sind die US-Zinsen am langen Ende (30-jähriger US-Treasury-Bond) wieder etwas rückläufig, nachdem die US-Notenbank am 18. September überraschend die Straffung des US-Anleihenkaufprogramms verschoben hatte. Hilb erwartet, dass sich die langfristigen US-Zinsen auf dem aktuellen Niveau von rund 3,6 Prozent einpendeln werden.

Mittelfristig hingegen rechnet Hilb, die seit 2008 das Anlagestrategie-Team bei der Hyposwiss leitet, aber mit höheren Zinsen. "Der geldpolitische Ausstieg wird immer mehr zum Thema." Da aber die prognostizierte Zinserhöhung mit einem konjunkturellen Aufschwung einhergeht, dürfte dies den Börsen nicht unbedingt schaden, so Hilb.

Die Anlagestrategin erwartet denn auch, dass die Börsen bald wieder anziehen werden. "Wir werden eine Jahresendrally sehen." Der Swiss Market Index (SMI) steht derzeit rund 18 Prozent höher als noch zu Jahresbeginn. Nach der Einschätzung von Hilb könnte der SMI noch auf den Jahreshöchststand bei 8400 Zählern steigen.

CS und UBS auf dem Kaufzettel

Die aufkeimende Wirtschaft in den USA, der Schweiz und auch in der Eurozone regt bei einigen Anlageprofis den Appetit auf zyklische Titel an und so auch bei Hilb: "Wir haben eine Umlagerung in zyklische Titel vorgenommen." Neben Industrietiteln wie beispielsweise Schindler hat die Hyposwiss aber auch Finanztitel auf dem Radar. Hilb gefallen die beiden Bankaktien UBS und Credit Suisse.

Die Bankinstitute hätten viele strukturelle Veränderungen vollzogen und stünden auch bei der Erfüllung der Eigenkapitalvorschriften gut da. Laut Hilb hat der Markt diese positiven Faktoren aber noch nicht adäquat berücksichtigt.

Die Banken in der Schweiz sind aber diversen Risiken ausgesetzt. So kommen immer wieder neue kostenintensive Regulierungen auf die Finanzhäuser zu. Und im US-Steuerstreit drohen den 14 angeklagten Banken saftige Bussen von mehreren Hundert Millionen Dollar.

Bussen teilweise eingepreist

Während die UBS diesbezüglich aus dem Schneider ist, steht der Credit Suisse der Aderlass noch bevor. Bankexperten rechnen mit Busszahlungen im Falle der Credit Suisse von gegen einer Milliarde Franken. Auf den Schweizer Bankenplatz schätzt der emeritierte Banken- und Finanzprofessor Martin Janssen von der Universität Zürich Bussen in Höhe von 5 bis 10 Milliarden Franken zukommen. (zum Artikel).

Ein grosser Teil der Bussen ist laut Hilb aber bereits in den Kursen eingepreist. Zudem habe die Vergangenheit gezeigt, dass Rechtsfälle nur kurzfristig auf die Aktienkurse drücken würden, so die Anlagestrategin.

 

Im Börsen-Video nennt Hilb die Gründe der nach wie vor hohen Cash- und Anleihequoten in den Kundendepots. Weiter äussert Sie sich zu Fehlallokationen wegen des tiefen Zinsniveaus und zu möglichen Blasenbildungen im Aktien-, Immobilien- und Anleihenmarkt.