Die Investment-Management-Gesellschaften von JPMorgan Chase & Co., Axa SA und Standard Life Aberdeen Plc zählen zu denjenigen, die einen möglichen harten Durchgriff auf Investmentfonds kritisieren, die als UCITS oder OGAW (Organismus für gemeinsame Anlagen in Wertpapieren) bekannt sind. Diese Fonds sind offiziell EU-basiert, werden aber oft von anderswo im Rahmen eines als Delegierung bekannten Systems gesteuert. Solche Fonds verwalten rund 9,1 Billionen Euro.

"Die Delegierung hat historisch sehr gut funktioniert und war entscheidend dafür, dass OGAW nicht nur eine europäische, sondern eine wirklich globale Erfolgsgeschichte sind", sagt Massimo Greco, Leiter europäische Fonds bei JPMorgan Asset Management. "Wir sollten darauf achten, dass wir nicht an Rahmenbedingungen herumhantieren, die Europa und den globalen Investoren in den letzten drei Jahrzehnten gut getan haben."

Europa möchte sicherstellen, dass es die Vermögensverwalter weiterhin beaufsichtigen kann. Die Aufsichtsbehörden haben davor gewarnt, dass "Briefkastenunternehmen", die nominell in Europa ansässig sind, aber vom Ausland aus verwaltet werden, nicht toleriert werden. Das macht Londons Position als zweitgrösstes Asset-Management-Zentrum der Welt verletzlicher, da sich in Grossbritannien ansässige Fonds in der Union neu registrieren lassen müssen, was bedeuten könnte, dass Hunderte von Senior Managern aus London umziehen müssen.

«Landraub»

"Es ist ein Landraub. Es scheint mir eine sehr protektionistische Politik zu sein", sagt James Athey, Senior Investment Manager bei Aberdeen Standard Investments, in einem Interview mit Bloomberg Radio. Vorgeschlagene Änderungen im Portfoliomanagement und im Clearing von Derivaten sollen offenbar "sicherstellen, dass Grossbritannien angemessen bestraft wird".

Die Europäische Kommission möchte, dass die Europäische Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde ESMA eine grössere Rolle spielt, wenn Gesellschaften planen, "Risiken in Drittländer auszulagern, zu delegieren oder zu transferieren", wie aus einer Mitteilung vom September hervorgeht. Ein machtvollerer Regulierer wäre in der Lage, die Registrierungspläne von Fonds abzulehnen, wenn er der Meinung ist, dass wichtige Entscheidungen nicht von einem Management innerhalb der EU getroffen werden.

Befürworter der bestehenden OGAW-Verordnung sagen dagegen, dass die Fonds gerade deshalb erfolgreich sind, weil die Manager unabhängig davon, wo die Gesellschaft domiziliert ist, an den Standorten ansässig sein können, an denen sie investieren.

Beste Teams

"Wenn die bestehenden Portfolio-Delegierungen aufgrund der Einmischung der ESMA zurückgezogen werden, könnte es schwerwiegende Managementprobleme geben", sagt Stephane Janin, Leiter der globalen Regulierungsentwicklung bei Axa Investment Management. "Es ist entscheidend, dass das Management von Teilen von Portfolios an die besten Teams delegiert wird, wo immer auf der Welt sie sind. "

Die Branche ist nicht generell gegen Veränderungen. Wenn die ESMA den Schutz für Anleger verbessern möchte, könnte sie das OGAW-Rahmenwerk eher wie das AIFMD-Regime für Hedgefonds gestalten, das strengere Vorschriften für die Delegierung vorsieht, sagt Janin.

Nach Angaben von PricewaterhouseCoopers sind fast 1,1 Billionen Euro an OGAW-Fondsvermögen in Grossbritannien domiziliert. Doch die Auswirkungen dürften über die Londoner City hinaus reichen. OGAW-Fonds sind häufig auch in Luxemburg und Irland domiziliert, aber ihre Fonds-Manager können überall auf der Welt ansässig sein, um sich auf die Märkte zu konzentrieren, auf denen sie investieren.

"Der Vorschlag der Kommission würde einen erfolgreichen Regulierungsrahmen auf den Kopf stellen und den weltweiten Einsatz von OGAW gefährden", sagt Dan Wasser, Managing Director von ICI Global, dem globalen Verband für Fondsmanagement. "Leider würden Anleger die grössten Verlierer von allen sein, mit weniger Fonds zu höheren Kosten."

(Bloomberg)