Der Börsenanstieg, der seit der Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten im November einsetzte, brachte dem Swiss Market Index bis heute ein Plus von über 15 Prozent. Und er brachte auch das Interesse breiterer Anlegerschichten für Aktien zurück. 

"Es gibt wieder mehr Kleinanleger, die sich an den Aktienmarkt herantrauen. Auch wir verzeichnen wieder mehr Anfragen zu Einzeltiteln", sagt Caroline Hilb, Leiterin Anlagestrategie und Analyse bei der St. Galler Kantonalbank, im cash-Börsen-Talk

Die Wahrnehmung von Hilb deckt sich mit den jüngsten Zahlen des Schweizer Börsenbetreibers SIX. Der März 2017 war seit Jahresbeginn der stärkste Monat sowohl beim Handelsumsatz als auch bei der Anzahl Abschlüsse. Im umsatzmässig grössten Segment Aktien legten die Umsätze im Vergleich zum Vormonat um 30 Prozent  und die Anzahl Abschlüsse um 18 Prozent zu. 

So weit, so gut? Nicht ganz. Hilb weist darauf hin, dass die Liquiditätshaltung bei den Anlegern, also der Cash-Anteil in den Portfolios, nach wie vor sehr gross ist. Das beweisen auch Aussagen von Boris Collardi, dem CEO von Julius Bär. Vor der Krise hielten die Bär-Kunden Bargeldreserven von rund 15 Prozent, während der Krise schwoll dieser Wert auf etwa 25 Prozent. Heute halten die Kunden der Privatbank noch immer 23 Prozent ihrer Anlagen in Cash, wie Collardi Mitte März dem "Tages-Anzeiger" verriet. Anleger sind also noch immer sehr vorsichtig und verängstigt.

«Hype» und «Euphorie»

Hilb von der St. Galler Kantonalbank beobachtet an der Schweizer Börse denn auch keine Übertreibungen, obwohl man durchaus "Hype" und "Euphorie" bei kleinkapitalisierten Firmen feststellen könne. Solche Trends kann man in der Regel in einer Spätphase von jahrelangen Steigerungen im Aktienmarkt beobachten, wenn zumeist unerfahrene Aktienanleger auch noch auf den fahrenden Zug aufspringen wollen. Dies gilt dann bei Börsenprofis weitherum als Warnsignal für einen bevorstehenden  Börsencrash.

Solche Anzeichen sieht Hilb nicht. Auch wenn die Aktienmärkte, die seit 2009 anziehen, bereits über den Hausse-Zyklus getreten sind (dieser dauert langfristigen Untersuchungen zufolge typischerweise etwa sieben Jahre). Vor allem in den USA eilen die Börsenindizes noch immer von Rekordwert zu Rekordwert. Damit die US-Börsen in einen Bärenmarkt einträten, müsste die USA laut Hilb aber schon in eine Rezession fallen. 

Dennoch sieht Hilb eine Korrektur am US-Markt am wahrscheinlichsten, weil in den USA der Optimismus, der auch durch gute konjunkturelle Daten gespiesen wird, "fast mit Händen greifbar ist", wie sie im Börsen-Talk sagt. Auch die Gewinnerwartungen an die Unternehmen sind hoch.  Die effektiven Zahlen können indes nicht mithalten, das Enttäuschungspotenzial ist relativ hoch. Tatsächlich deuteten einige Notenbanker in den USA jüngst an, dass ihnen die Aktienbewertungen als vergleichsweise ziemlich hoch vorkämen.

Auch deshalb hat die St. Galler Kantonalbank ihre Aktienquote jüngst reduziert. "Es war zu viel Optimismus im Markt", sagt Hilb. Wie sehr viele andere institutionelle Investoren wartet die Bank auf einen Rückfall an den Börsen, der laut Hilb ein Ausmass von bis zu zehn Prozent annehmen kann. Wenn jetzt Aktien kaufen, dann Bankentitel, so Hilb. Denn falls die Zinskurve weiter steigt, erhöht sich auch das Kurspotenzial der Banken, weil sie wegen des Zinsdifferenzgeschäfts mehr Erträge generieren können. Banken insgesamt könnten kurzfristig auch von einer Lockerung der Regulierung in den USA profitieren.

Im cash-Börsen-Talk schätzt Caroline Hilb auch die Entwicklung der Renditen der zehnjährigen Staatsanleihen der Eidgenossenschaft ein, die Leitzinsentwicklung in der Schweiz und die Trends beim Franken.