Eine Begründung dafür nannte die Kommission am Sonntag nicht. Das Chinesische Zentrum für Krankheitskontrolle und -prävention werde weiterhin "Informationen über den Ausbruch zu Referenz- und Forschungszwecken veröffentlichen", hiess es. Zur Art und Häufigkeit dieser Veröffentlichungen äusserte sich die Kommission nicht.

Bei Internetnutzern in China wurde die Ankündigung zynisch kommentiert. "Das war das beste und grösste Büro für gefälschte Statistiken im Land", schrieb ein Nutzer im Onlinedienst Weibo über die Behörde, die bisher die offiziellen Corona-Daten veröffentlicht hatte. Ein weiterer schrieb: "Endlich wachen sie auf und merken, dass sie die Menschen nicht mehr täuschen können."

Chinas Gesundheitskommission wurde in den vergangenen Tagen immer wieder für seine offiziellen Zahlen kritisiert. Die Angaben waren laut Experten viel zu niedrig und damit unbrauchbar.

Schätzungen zur Zahl der Infizierten

Nach offiziell unbestätigten internen Schätzungen haben sich allein in den ersten drei Dezemberwochen 248 Millionen Menschen oder 18 Prozent der Bevölkerung mit Corona infiziert. Das geht aus Notizen von einem Treffen der Gesundheitskommission in Peking am Mittwoch hervor, die in sozialen Medien zirkulieren.

Personen, die an der Diskussion beteiligt waren, bestätigten die Angaben der Nachrichtenagentur Bloomberg und der "Financial Times". In der offiziellen Statistik war für die genannten drei Dezemberwochen landesweit aber nur von 62'000 Infektionen die Rede. Auch gab es laut der nun eingestellten Zahlen so gut wie keine Todesopfer.

Hunderttausende Tote möglich

Während Krankenhäuser überfüllt sind und viele Krematorien die Leichen nicht mehr schnell genug einäschern können, gaben die amtlichen Zahlen längst keinen Überblick mehr über das wahre Ausmass der Infektionswelle. Nach Hochrechnungen von Experten muss mit Hunderttausenden von Toten gerechnet werden.

Nach fast drei Jahren mit Lockdowns, Zwangsquarantäne und Massentests hatte das bevölkerungsreichste Land am 7. Dezember seine harte Null-Covid-Politik abrupt aufgehoben. Die Kehrtwende wurde damit begründet, dass die Infektionen mit den neuen Omikron-Varianten nicht mehr so schwer verliefen. Doch sahen Experten den Grund vor allem darin, dass die strikten Massnahmen angesichts der explosionsartigen Ausbreitung nicht mehr durchgehalten werden konnten. Auch belasteten die Beschränkungen die zweitgrösste Volkswirtschaft zunehmend.

(AWP)