Die Mailänder Börse ist nach den Parlamentswahlen von Ende Februar gehörig unter Druck gekommen. Innert Wochenfrist verlor der Leitindex FTSE MIB 5 Prozent und verstärkte damit seit Ende Januar dauernden Abwärtstrend. Mit einer Minusperformance von 3 Prozent ist Mailand der schlechteste Börsenplatz in Europa im laufenden Jahr.

Die Kursrückgänge haben die tiefe Bewertung des italienischen Aktienmarktes nochmals verstärkt. Mit einem durchschnittlichen Kurs-Gewinn-Verhältnis von rund 11 liegt der FTSE MIB unter dem europäischen Schnitt.  Aber gerade für risikotolerante Anleger winken auf diesem Niveau überdurchschnittliche Renditen.

Analogien zur griechischen Börse

Zuversichtlich für eine baldige Kurserholung bei italienischen Aktien ist  Jim O'Neill, Chairman der US-Investmentbank Goldman Sachs. Gegenüber der "Finanz und Wirtschaft" sagte er, dass Länder, die unter den Druck der Finanzmärkte geraten, innerhalb zweier Jahre gestärkt aus der Krise hervorgehen dürften. So auch in Griechenland: Nach dem Tiefpunkt im Juni 2012 sprang der Index bis heute rund 70 Prozent in die Höhe.  

Eine solche Aufholjagd ist vom italienischen Aktienmarkt nicht zu erwarten. Dieser ist nicht im selben Ausmass gefallen wie die griechische Börse, und auch die wirtschaftliche und politische Situation ist anders gelagert. Marktbeobachter rechnen in Italien mittelfristig mit Kursgewinnen zwischen 20 und 30 Prozent. Als Anlagemöglichkeit bieten sich beispielsweise Exchanged Traded Fund (ETF) an, die den italienischen Börsenindex abbilden (siehe Tabelle). 

Eine weitere Variante ist der Kauf eines Anlagefonds, der in italienische Werte investiert. Der Vorteil gegenüber ETF ist, dass mit Fonds gezielt auf einen Sektor oder ein Thema gesetzt werden kann. Der Fonds von Fidelity zum Beispiel versucht, Titel mit "verstecktem Wert" zu identifizieren. Die Jahresperformance des Fonds liegt bei 11,5 Prozent (siehe Tabelle). Anlagefonds werden aktiv von Fondsmanagern betreut und weisen deshalb höhere Kosten auf als ETF.

Wirtschaft Italiens auf Erholungskurs

Eine Erholung des italienischen Aktienmarkts hängt davon ab, wie schnell die Politiker eine handlungsfähige Regierung auf die Beine stellen. Seit den Wahlen vor einer Woche herrscht ein politisches Patt - ein Ausweg ist noch nicht in Sicht. 

Losgelöst vom politischen Schlamassel stehe Italien aber gar nicht so schlecht da, sagte DWS-Chefökonom kürzlich im cash-Börsen-Talk. Das Land habe ein funktionierendes Geschäftsmodell, habe die Leistungsbilanz verbessert und die Exporte forciert. Auch die italienischen Staatsfinanzen haben sich in den letzten Quartalen verbessert. Unter grossen Mühen hat das Land die Neuverschuldung im vergangenen Jahr auf den EU-Zielwert von 3 Prozent gesenkt. Den Preis dafür zahlt die drittgrösste Volkswirtschaft der Euro-Zone mit fehlendem Wachstum.

Laut den meisten Marktbeobachtern könnte die Wirtschaft aber bald anziehen, möglicherweise bereits in der zweiten Jahreshälfte. Spätestens aber 2014, das prognostizieren jedenfalls viele Banken, unter anderem Crédit Agricole. Die Börse handelt Erwartungen in der Regel mit einem Vorlauf von rund sechs Monaten. Die Kurse sollten also demnächst auf breiter Front anziehen.

Davon geht auch Olivier Müller aus. Der Analyst der Credit Suisse sagt zu cash: "Nimmt der Risikoappetit bei den Anlegern für italienische Werte wieder zu, dann dürfte die Mailänder Börse eine überdurchschnittliche Kursentwicklung zeigen." Im italienischen Leitindex dominieren Finanztitel. Entsprechend sensibel reagiert der Index auf Kursveränderungen dieses derzeit deutlich unterbewerteten Sektors. Das zeigt sich auch am Kurs-Buch-Verhältnis der Finanztitel: "Die meisten liegen unter 1", so Müller. 

 

Die besten Italien-Anlagefonds

FondsRendite in % (1 Jahr)Rendite in % (3 Jahre)
Axa World Funds Framlington Italy8,4-8,1
Fidelity Funds - Italy Fund Y-Acc-Eur11,5-14,1
Oyster Italien Value13,1-15,2

Quelle: cash.ch, 05.03.2013

 

ETF FTSE MIB

FondsRendite in % (1 Jahr)Rendite in % (3 Jahre)
CS ETF (IE) on FTSE MIB-3,1-34
db x-trackers FTSE MIB Index-4,1-34
iShares FTSE MIB-3,8-35,1

Quelle: cash.ch, 05.03.2013