"Das Coronavirus wird nicht verschwinden, wir hätten es (jedoch) in der Hand, die Epidemie (durch Impfen) in zwei Monaten zu beenden", sagte Martin Ackermann, Präsident der wissenschaftlichen Task Force des Bundes, am Dienstag vor den Medien in Bern. Drei Millionen Menschen in der Schweiz seien aber noch nicht gegen das Coronavirus geimpft.

Wenn alle noch nicht Geimpften an Covid-19 erkranken würden, könnte es erneut zu Engpässen im Gesundheitswesen kommen, sagte Ackermann. Wichtig sei daher ein Frühwarnsystem. Durch Impfen könnten Szenarien mit schweren Erkrankungen verhindert werden. "Lassen Sie sich so bald wir möglich impfen", appellierte er an die Bevölkerung.

Die Anzahl täglich verabreichter Impfdosen ist in der Schweiz gemäss der Taskforce seit Anfang Juni um über 70 Prozent zurückgegangen. Die Kantone haben daher die Impfkapazitäten heruntergefahren.

Wichtig sei, dass die Kantone flexibel und in der Lage blieben, sich anzupassen, sollte sich die Situation ändern, sagte Linda Nartey, Vizepräsidentin der Vereinigung der Kantonsärztinnen und Kantonsärzte VKS vor den Medien. Die Kantone setzten alles daran, das Impfen gegen Covid-19 möglichst einfach zu gestalten, führte die Berner Kantonsärztin aus. Deshalb bemühten sie sich um niederschwellige Impfangebote.

"Ausbruchsmanagement" bleibt wichtig

Ziel der Kantone bleibt laut Nartey, eine Überlastung des Gesundheitswesens zu vermeiden. Wichtig bleibe also das "Ausbruchsmanagement" und damit auch das Vorhandensein von Kontaktdaten bei Veranstaltungen. Testen und Contact Tracing blieben entscheidend bei der Eindämmung von Neuansteckungen, gerade auch nach der Ferienzeit. Auch der Arbeitsplatz bleibe ein riskanter Ort.

Zurzeit stehen keine Länder auf der Liste des Bundes der Staaten mit besorgniserregender Virusvarianten. Indien, Nepal und Grossbritannien werden ab Mittwoch von der Liste entfernt, wie das Bundesamt für Gesundheit (BAG) auf seiner Webseite mitteilte.

Virginie Masserey, Leiterin der Sektion Infektionskontrolle im BAG, wies vor den Medien darauf hin, dass Geimpfte das Coronavirus genau so häufig verbreiten könnten wie Ungeimpfte. Das zeigten neueste Studien aus den USA. Daher seien Schutzmassnahmen wie Abstand halten, im Innern Masken tragen und Testen weiterhin wichtig.

Mit Blick auf mögliche Auffrischungsimpfungen sagte Masserey, es sei zurzeit noch unklar, wann und für wen eine dritte Impfung zu empfehlen sei. Das BAG verfolge die Situation weiterhin.

Patienten der 3. Welle jünger

Die Patienten, die während der dritten Coronavirus-Welle, also im Frühling 2021, auf einer Schweizer Intensivstation lagen, unterscheiden sich von jenen der ersten und zweiten Welle: Sie waren im Schnitt fünf Jahre jünger und hatten häufiger Übergewicht sowie Vorerkrankungen. Das ergab eine Studie des Universitätsspitals Zürich.

Die Altersverschiebung hin zu jüngeren Patienten liegt jedoch nicht nur an der Impfkampagne, die ältere Patienten vor einem schweren Verlauf schützt. Das Universitätsspital geht davon aus, dass auch "veränderte Viruseigenschaften" für die gestiegene Zahl jüngerer Patienten verantwortlich sind.

Mehr als 1000 neue Fälle

In der Schweiz und in Liechtenstein knackte die Neu-Infektionszahl erstmals seit Ende Mai wieder die Marke von 1000. Insgesamt wurden dem BAG am Dienstag innerhalb von 24 Stunden 1059 Corona-Ansteckungen gemeldet. Zudem registrierte das BAG 53 Spitaleinweisungen, aber keine neuen Todesfälle. Mit einem geschätzten Anteil von 99,4 Prozent aller neuen Ansteckungen ist die Delta-Variante im Sieben-Tage-Schnitt aktuell die dominante Virus-Mutation.

Die Auslastung der Intensivstationen in den Spitälern beträgt zurzeit 64,4 Prozent. 5,1 Prozent der verfügbaren Betten werden von Covid-19-Patienten besetzt. 48,37 Prozent der Bevölkerung sind vollständig geimpft. Vom 27. Juli bis 2. August wurden in der Schweiz laut BAG 167'808 Impfdosen gegen Covid-19 verabreicht.

(AWP)