Jetzt gelte es mehr denn je durchzuhalten, sagte er vor den Bundeshausmedien. Die Zahlen stiegen zwar nicht mehr steil an, doch der Höhepunkt sei noch nicht erreicht. Dass sich die Mehrheit der Bevölkerung an die Regeln halte, helfe sehr, den Schaden zu begrenzen.

Das schöne Wetter und die Ostertage machen dem Gesundheitsminister aber offensichtlich Sorgen. Das Schlimmste wäre nun, dass sich viele Menschen auf Reisen begeben oder sich in grösseren Gruppen im Freien aufhalten würden, sagte er. Es gelte, zu Hause zu bleiben, Distanz zu wahren und die Hygieneregeln zu beachten.

Massnahmen greifen offenbar

Im Moment scheinen die Massnahmen zu greifen, die Zahl der Infektionen steigt nicht mehr exponentiell. Innert 24 Stunden sind in der Schweiz und in Liechtenstein 1036 neue Coronavirus-Fälle registriert worden. Am Freitag lag die Zahl der an Covid-19 erkrankten Menschen bei 19'303.

605 Menschen sind gemäss einer Zählung der Nachrichtenagentur Keystone-SDA gestorben. Die Summe basiert auf Angaben aus den Kantonen. Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) zählte bis am Freitag 484 Todesfälle. Bezogen auf die Einwohnerzahl sind die Kantone Tessin, Genf, Waadt und Basel-Stadt weiterhin am stärksten von der Pandemie betroffen.

Unterdessen teilte der Eidgenössische Datenschutzbeauftragte Adrian Lobsinger mit, er halte die Handy-Auswertung für erlaubt. Nach der Prüfung der von der Swisscom zur Verfügung gestellten Informationen sei er zum Schluss gekommen, dass die Swisscom dem Bundesamt für Gesundheit (BAG) ausschliesslich Zugang zu anonymisierten Daten zur Mobilität der Bevölkerung gewährt.

Bundesrat stockt Wirtschaftshilfe auf

Der Bundesrat hat die Massnahmen zur Bewältigung der Coronakrise noch einmal nachjustiert. Künftig koordiniert er die Beschaffung medizinischer Güter, die Wirtschaftshilfe wird um 20 Milliarden Franken aufgestockt. Viele Fragen bleiben aber offen.

So hat der Bundesrat am Freitag beispielsweise kein Hilfspaket für Kitas beschlossen, obwohl ein solches von vielen Seiten gefordert wird. Das Gleiche gilt für einen Rettungsschirm für die Medienbranche.

Auch die rund 270'000 Selbstständigerwerbenden, die derzeit keine Unterstützung vom Bund bekommen, warten weiter auf Antworten. Die umstrittene Arbeitspflicht für Angehörige von Risikogruppen ist derweil weiterhin in Kraft, und die Schulen wissen nicht, wie es nach dem 19. April weitergehen soll.

Kapitalhungrige KMU

Rasch reagiert hat der Bundesrat aber auf den enormen Kapitalhunger der Unternehmen. Bis am Donnerstag waren über 76'000 Überbrückungskredite an KMU vergeben worden, wie Finanzminister Ueli Maurer vor den Bundeshausmedien sagte. Von den 20 Milliarden Franken, die dafür zur Verfügung standen, waren 14,3 Milliarden Franken vergeben.

Damit das Geld nicht ausgeht und die Unternehmen liquide bleiben, hat der Bundesrat den Verpflichtungskredit am Freitag von 20 auf 40 Milliarden Franken verdoppelt. Er gehe nicht davon aus, dass alle der 400'000 betroffenen Unternehmen einen Kredit beantragten, sagte Maurer. "Aber die Zahlen zeigen, dass das Bedürfnis nach wie vor vorhanden ist."

Das Missbrauchsrisiko hält der Finanzminister nach wie vor für klein, obwohl die Angaben bei der Kreditvergabe nicht überprüft werden. Trotzdem zieht der Bundesrat die Schraube nun an und will genauer hinschauen. Die Finanzkontrolle hatte diese Woche vor Missbrauch gewarnt und Kontrollen angekündigt.

Reagiert hat der Bundesrat auch auf die mangelhafte Abstimmung bei der Beschaffung medizinischer Güter. Die Kantone müssen dem Koordinierten Sanitätsdienst (KSD) künftig ihre aktuellen Bestände an wichtigen medizinischen Gütern wie Beatmungsgeräten, chirurgischen Masken, Schutzausrüstung oder Schutzanzügen übermitteln. Haben sie Bedarf, müssen sie den KSD um Zuteilung ersuchen.

Rückholaktion läuft auf Hochtouren

Die Rückholaktion des Aussendepartements EDA läuft derweil auf Hochtouren. Neben den bereits 17 durchgeführten Sonderflügen sind bis am Wochenende vier weitere Transporte geplant.

Bis am Freitag sind mehr als 2100 Schweizer Staatsangehörige sowie 1700 Ausländerinnen und Ausländer nach Hause transportiert worden. Umgekehrt wurden rund 800 Schweizerinnen und Schweizer von ausländischen Partnerstaaten ausgeflogen.

Am Freitagnachmittag landete in Zürich auch ein Flugzeug aus Phnom Penh. An Bord waren 50 Schweiz Reisende und 132 Passagiere aus anderen europäischen Ländern. Der Flug aus der Hauptstadt Kambodschas war der vierte vom EDA organisierte Rückflug aus Asien im Rahmen der Rückholstrategie des EDA. Für gestrandete Personen bietet die Schweiz im Ausland konsularischen Schutz an.

Leben auch für Fahrende auf dem Kopf

Das Coronavirus hat auch das Leben der Schweizer Fahrenden auf den Kopf gestellt. Mit dem Frühling würde eigentlich die Reisesaison beginnen, doch sie müssen auf ihren Standplätzen verharren und können nicht mehr von ihrer Arbeit leben. Die Kantone überprüfen nun einen Erlass der Platzgebühren.

(AWP)