Erneut vermeldete das Bundesamt für Gesundheit (BAG) am Dienstag innerhalb von 24 Stunden rund 6000 neue bestätigte Infektionen mit dem Coronavirus. Zudem registrierte das BAG innerhalb während der gleichen Zeit 167 Spitaleinweisungen und 16 neue Todesfälle.

Eine Entwicklung, die dem Bund grosse Sorge bereitet: So sagte Virginie Masserey, Leiterin Sektion Infektionskontrolle im Bundesamt für Gesundheit, vor den Medien, die Positivitätsrate liege nunmehr bei rund 24 Prozent bei ungefähr 25'000 Tests pro Tag. Und gleichzeitig steige die Zahl der Todesfälle mit einer Geschwindigkeit, die vergleichbar sei mit der ersten Welle.

Auf 100'000 Bewohner gibt es in der Schweiz mittlerweile 693 bestätigte Coronavirus Infektionen. In einigen Kantonen sie diese Zahl noch viel höher, zum Beispiel im Wallis, in Genf, Jura, Freiburg, in der Waadt oder in Neuenburg, aber auch in Schwyz, Appenzell Innerrhoden und Liechtenstein, sagte Masserey.

Die positiven Fälle nähmen in allen Altersgruppen zu, aber bei den jungen Erwachsenen stiegen sie am schnellsten. Am wenigsten betroffen seien weiterhin die Kinder. Hingegen beschleunige sich die Infektionsrate auch bei den älteren Menschen. Und deswegen bereiteten die steigenden Zahlen von Spitaleinweisungen auch Sorge.

Mehr Intensivplätze bringen nicht viel

Denn sollten jetzt keine Massnahmen getroffen werden, "reichen die Betten auf den Intensivstationen noch für 10 bis 14 Tage", warnte Andreas Stettbacher, Delegierter des Bundesrats für den Koordinierten Sanitätsdienst (KSD).

Die Spitäler hätten zwar Massnahmen ergriffen, um auf ihren Intensivstationen mehr Platz für Corona-Patienten zu schaffen, sagte Martin Ackermann, Präsident der wissenschaftlichen Covid-19-Taskforce des Bundes. Aber auch wenn die Zahl der Plätze um 200 erhöht würde, gewänne die Schweiz nur gerade 32 Stunden.

Ackermann warnte deshalb auch, dass die Erhöhung der Kapazitäten in den Spitälern und längere Arbeitszeiten des Personals zwar nötig werden könnten. "Aber nichts von dem ist die Lösung des Problems". Zu einschneidenden Massnahmen gebe es keine Alternative. "Wir müssen diese Entwicklung stoppen und die Hälfte aller Neuinfektionen verhindern", sagte Ackermann.

Die Taskforce habe bisher keine Hinweise, dass sich die Ausbreitung verzögere. Doch die Menschen handelten nicht wie Mitte März, als sie ihre Mobilität eingeschränkt hätten. Das Mobilitätsniveau sei viel höher als auf dem Höhepunkt der ersten Corona-Welle und liege bei rund 75 Prozent verglichen mit der Situation vor Corona.

Erwerbsersatzregelung bis Ende Juni 2021

Gleichzeitig arbeitet das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) "mit Hochdruck" an der Härtefallregel für besonders hart von der Corona-Pandemie betroffene Betriebe, wie Boris Zürcher, Leiter Direktion für Arbeit ausführte. Es gehe unter anderem um die Eventbranche, die Reisebranche und touristische Betriebe.

Allgemein sei aufgrund der aktuellen und absehbaren Situation weiterhin mit einer gedämpften, verlangsamten Wirtschaftsaktivität zu rechnen. Das Ziel des Bundesrates, Erwerbskraft und Arbeitsplätze zu sichern, bleibe bestehen.

Stéphane Rossini, Direktor des Bundesamts für Sozialversicherungen (BSV), seinerseits hielt fest, dass verschiedene Massnahmen zur Stützung der Wirtschaft weiterhin gelten. Beispielsweise bleibe die Corona-Erwerbsersatzregelung bis Ende Juni 2021 in Kraft.

Andere Massnahmen hätten rückwirkende Auswirkungen, sagte Rossini. Gewisse Entscheide auf kantonaler Ebene würden sich ebenso auf Bundesgelder auswirken. Dies betreffe beispielsweise Angestellte, die eine arbeitgeberähnliche Stellung haben. Auch diese könnten sich rückblickend auf den Erwerbsersatz oder Lohnausfall beziehen - rückwirkend per 17. September 2020. So regle es das Covid-19-Gesetz.

Gemäss Zürcher ist wenigstens die Furcht vor einer Konkurswelle bisher nicht begründet. Aber die Situation werde in den nächsten Monaten etwas schwieriger werden, einige Unternehmen würden Probleme haben. Mit Härtefallregel und Corona-Erwerbsersatz werde es aber eine Entlastung geben.

(AWP)