Zum Coronavirus-Update vom Freitag, 10. Juli, geht es hier.

18:15

Der brasilianische Presseverband reicht beim Obersten Gerichtshof eine Strafanzeige gegen Präsident Jair Bolsonaro ein. Der Verband wirft Bolsonaro vor, das Leben oder die Gesundheit anderer gefährdet zu haben sowie nichts gegen die Verbreitung einer ansteckenden Krankheit getan zu haben. Während eines Fernsehinterviews am Dienstag, in dem Bolsonaro sein positives Testergebnis auf das Coronavirus bekanntgab, nahm er seine Maske in Anwesenheit von Journalisten ab. Die TV-Sender schickten die Reporter in Quarantäne. Bolsonaro selbst befindet sich ebenfalls in Quarantäne. Ihm geht es eigenen Angaben zufolge gut. Brasilien ist nach den USA am stärksten von dem Coronavirus betroffen. Mehr als 1,7 Millionen Menschen wurden positiv auf das neuartige Virus getestet, fast 68'000 sind daran gestorben.

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17:15

Neuenburg hat sich entschieden, auf dem Schloss eine Fahne zu hissen, um das Niveau der Covid-19-Pandemie im Kanton anzuzeigen. Momentan sind die Fälle sporadisch, deshalb weht eine blaue Flagge. Sobald sich die Epidemienlage ändert, wird auch die Farbe der Fahne angepasst, die auf dem Schloss - dem Sitz der Kantonsregierung - weht. Sie wechselt zu gelb bei einer schwachen Ausbreitung, zu orange bei einer anhaltenden Übertragung und zu rot im Falle einer exponentiellen Ausbreitung des Coronavirus. Der Neuenburger Kantonsarzt Claude-François Robert hatte Ende Juni gesagt, dass er auch die Farbe seiner Krawatte der Entwicklung der Pandemie entsprechend wechseln werde.

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16:15

Die serbische Regierung verzichtet nach den jüngsten Protesten auf ein neues Corona-Lockdown am Wochenende. Stattdessen werden öffentliche Versammlungen von mehr als zehn Personen verboten sowie Restaurants und Cafes ab 21:00 Uhr geschlossen, kündigte Ministerpräsidentin Ana Brnabic am Donnerstag nach einem Treffen des Krisenstabs an. "Die Abriegelung wäre die effizienteste Massnahme gewesen", sagte sie. "Aber wir haben uns stattdessen für diesen Zwischenschritt entschieden." Zukünftige Sperrmassnahmen seien jedoch nicht ausgeschlossen, da Krankenhäuser wegen der hohen Patientenzahlen vor dem Zusammenbruch stünden. Anfang der Woche löste die Ankündigung neuer Sperrmassnahmen durch Präsident Aleksandar Vucic gewaltsame Proteste in Belgrad und anderen Städten aus. Serbien hat bei sieben Millionen Einwohnern bislang 17'076 Infizierte und 341 Covid-Tote gemeldet.

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15:15

Die Europäische Union will zur Bekämpfung der Coronavirus-Pandemie Blutplasma von Genesenen einsetzen und hat deshalb die Mitgliedsstaaten um Unterstützung gebeten. Die Behörden der 27 Mitgliedsstaaten sollen ihre Plasma-Bestände von Rekonvaleszenten aufstocken, geht aus einem Papier der EU-Kommission hervor, das Reuters am Donnerstag einsehen konnte. Das Plasma wird aus dem Blut von Patienten gewonnen, die die Lungenkrankheit Covid-19 überstanden haben. Die Behandlung von Coronakranken mit diesem Plasma hat oftmals positive Ergebnisse gezeigt. Dieser Therapieansatz wird aber noch erforscht.

Nach den Plänen der EU-Kommission soll die Massnahme finanziell gefördert werden. Die Mitteln dafür könnten aus dem Topf des Emergency Support Instrument (ESI) bereitgestellt werden. Mit ihnen könnte Material beschafft werden, um das Plasma zu einzusammeln, zu lagern und zu testen. Es stehe aber noch nicht fest, ob auf den Topf zugegriffen werden könne. Von der Kommission war zunächst keine Stellungnahme zu erhalten.

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15:10

An der Medienkonferenz der Fachexperten des Bundes nahmen teil: 

Stefan Kuster vom Bundesamt für Gesundheit (BAG):

  • «In dieser Woche scheinen sich die Zahlen ein wenig zu stabilisieren.» Im Vergleich zu den vergangenen Wochen sind die Fallzahlen und die Positivitätsrate der Tests gestiegen. Man habe aber die Hoffnung, dass sich die Situation jetzt stabilisiert. Kuster meldet 10 zusätzliche Spitalpatienten und eine Reproduktionszahl R von 1,38. Eine infizierte Person steckt also 1,38 Personen an. «Das Ziel ist es, diesen R-Wert auf unter 1 zu bringen.» Die Fälle seien nicht homogen verteilt. Cluster treten in grossen Kantonen wie Zürich, Waadt und Aargau auf. Ansteckungen fänden in Clubs, auf Beerdigungen oder bei der Arbeit statt. Rund ein Viertel der Fälle sei aus dem Ausland importiert, aus den bekannten Ländern, wie zum Beispiel Serbien. «Also Länder wo die Grenzen eigentlich noch zu sind.»

Berner Kantonsärztin Linda Nartey:

  • Das Contact Tracing funktioniere gut. Teilweise würden aber die Meldefristen zu wenig eingehalten werden, bei anderen Fällen habe man die Telefonnummern der Kontaktpersonen nicht. Mit diesen Umständen verstreiche wertvolle Zeit, sagt Nartey. «Das gilt es zu verbessern.» Auch Kontaktlisten mit falschen Angaben seien noch vorgekommen. Der Aufwand des Contact Tracing nehme wegen den Rückkehrern aus dem Ausland zu. «Es gibt auch Beispiele aus anderen Kantonen, dass die Quarantäneregeln schlecht eingehalten werden oder die Contact Tracer beschimpft werden.»

Michael Schöll vom Bundesamt für Justiz:

  • Gibt es Lohnfortzahlung bei Quarantäne? Wenn die Arbeitnehmerin krank ist, werde der Lohn weiter bezahlt. Und ebenfalls unbestritten sei, dass gesunde Leute in Quarantäne im Homeoffice arbeiten können, wo dies möglich ist. In diesem Fall muss auch der Lohn weiter bezahlt werden. Wo Homeoffice nicht möglich ist, sei die Situation noch unklar. Es gebe dazu verschiedene Ansichten, so Schöll. «Was genau gilt, kann ihnen heute niemand verbindlich sagen.»
  • Darf das Unternehmen mir verbieten, in ein Land zu fliegen? Nein. Denn, wo ein Arbeitnehmer hinreist, sei Privatsache, so Schöll. Wenn aber die Arbeitnehmer im vollen Wissen in ein offizielles Risikoland reisen und dann zurückkommen, könne es Probleme bei der Lohnfortzahlung geben. «Auch hier werden die Gerichte aber den Einzelfall anschauen.»

Oliver Schärli vom Staatsekretariat für Wirtschaft (SECO):

  • Bezüglich der Arbeitslosenzahlen: «Der Trend der allmählichen Erholung setzt sich fort.» Die Gründe dafür seien einerseits die Lockerungsmassnahmen. «Immer mehr Branchen können zum fast Normalbetrieb zurückkehren.» Die Wirtschaft habe sich robust dargestellt. Auch die Wirtschaftshilfen hätten geholfen. Man dürfe aber noch nicht entwarnen. «Es ist davon auszugehen, dass die Arbeitslosenzahl im zweiten Halbjahr steigt.» 
  • Bei der Kurzarbeit hätte man den Monat März fast abgerechnet. Man hätte dabei weniger Arbeitnehmer auf Kurzarbeit als erwartet entschädigt, nämlich «nur» 880'000 Arbeiter. Das macht etwa eine Milliarde Franken aus. Man hätte für den halben Monat März mit zwei bis drei Milliarden Franken gerechnet.

Livestream der Medienkonferenz mit Fachexperten des Bundes zum Nachschauen:

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13:35

Die Slowakei meldet 53 Neuinfektionen mit dem Coronavirus. Dies sei der höchste Anstieg innerhalb von 24 Stunden seit dem 22. April. Dem Gesundheitsministerium zufolge sei die Lage jedoch unter Kontrolle. Insgesamt verzeichnete das Land 1851 Infektionen mit dem Virus und 28 Todesfälle.

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12:10

In der Schweiz und in Liechtenstein sind innerhalb eines Tages 88 neue Ansteckungen mit dem Coronavirus gemeldet worden. Damit ist die Zahl wieder unter hundert gesunken.

Die Fallzahlen unterliegen Schwankungen. Am Mittwoch waren 129 neue Fälle gemeldet worden, am Dienstag 54 und am Montag 47. Insgesamt gab es bisher 32'586 laborbestätigte Covid-19-Fälle, wie das Bundesamt für Gesundheit (BAG) am Donnerstag mitteilte.

Bisher starben gemäss den Angaben 1686 Menschen, die positiv auf Covid-19 getestet worden waren. Das BAG bezieht sich auf die Meldungen, die die Laboratorien sowie Ärztinnen und Ärzte im Rahmen der Meldepflicht bis am Donnerstagmorgen übermittelt hatten. Insgesamt mussten seit Beginn der Pandemie 4077 Personen hospitalisiert werden, im Vergleich zum Vortag sind das zehn mehr.

Die Zahl der durchgeführten Tests auf Sars-CoV-2, den Erreger von Covid-19, beläuft sich bisher auf insgesamt 661'326. Bei 5,9 Prozent dieser Tests fiel das Resultat positiv aus.

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11:10

Für 580 Personen im Kanton Solothurn ist am Dienstag eine zehntägige Coronavirus-Quarantäne zu Ende gegangen. Sie waren im Umfeld von drei Veranstaltungen zu dieser Massnahme verpflichtet worden.

Es ging um Personen, die Kontakt hatten zu positiv getesteten Personen, die Ende Juni Klubs in Olten, Grenchen sowie Spreitenbach AG besucht hatten. Der mit der Quarantäne verbundene Aufwand sei für die beteiligten Stellen erheblich gewesen, teilte die Solothurner Staatskanzlei am Donnerstag mit. Das Contact Tracing sei jedoch unabdingbar für die Eindämmung der Epidemie.

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10:45

Japans Hauptstadt Tokio hat den höchsten Wert an Corona-Neuinfektionen binnen 24 Stunden seit Ausbruch der Pandemie gemeldet. Die Stadtregierung bestätigte am Donnerstag 224 neue Infektionsfälle, wie der Fernsehsender NHK berichtete.

Die Zahl der Infizierten war seit der Aufhebung des landesweiten Corona-Notstandes am 25. Mai wieder gestiegen. Japan hatte den Notstand aufgehoben, da die Krise so gut wie unter Kontrolle gebracht worden sei, hiess es damals. Die wieder steigende Zahl der Neuinfektionen schürt die Sorge vor einer zweiten Infektionswelle.

Seit Ausbruch der Corona-Pandemie gab es in Japan bisher erst gut 21'100 bestätigte Infektionsfälle, 995 Menschen starben, wie der staatliche Sender NHK weiter berichtete. Im internationalen Vergleich liegt die drittgrösste Volkswirtschaft der Welt damit sehr niedrig.

 

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08:00

Fast ein Drittel der Passanten in der Schweiz trägt im Bahnhof zu Stosszeiten keine Gesichtsmaske. Zu diesem Schluss  kommt eine systematische Datenanalyse von Personenströmen mit Hilfe von künstlicher Intelligenz im Auftrag Tamedia. Demnach wurden am Montag 14'000 Personen an den Bahnhöfen Bern, Lausanne und Zürich zu den Stosszeiten erfasst, wie die Tamedia-Zeitungen am Donnerstag 
berichten. Mehr als 5000 oder 37 Prozent von ihnen waren ohne Maske unterwegs.

Dabei stellten sich Unterschiede zwischen den Reisenden an den verschiedenen Bahnhöfen heraus. In Lausanne hielten sich danach am 
Montagnachmittag 62 Prozent der Personen an die Maskenpflicht, in Bern waren es 43 Prozent, am Hauptbahnhof Zürich 14 Prozent. Doch konnte die Auswertung nicht feststellen, ob die gezählten Personen tatsächlich in einen Zug steigen wollten, oder nur zum Einkaufen im Bahnhof  waren.

Insgesamt trugen mehr Personen morgens Masken, als nachmittags auf dem Heimweg.

 

 

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06:55

Die Gesundheitsbehörden in Tulsa im US-Bundesstaat Oklahoma führen den Anstieg der Coronavirus-Infektionen im Bezirk auch auf einen Wahlkampfauftritt von US-Präsident Donald Trump zurück.

Der Auftritt sowie andere Veranstaltungen hätten "mehr als wahrscheinlich" zu der Zunahme beigetragen, sagte Behördenchef Bruce Dart am Mittwoch bei einer Pressekonferenz in Tulsa. Als Dart auf die Trump-Kundgebung angesprochen wurde, sagte er: "In den vergangenen Tagen hatten wir fast 500 Fälle und wir wissen, dass wir mehrere grosse Veranstaltungen vor etwas mehr als zwei Wochen hatten." Er denke, man könne da einen Zusammenhang herstellen.

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06:35

Katalonien hat wegen lokaler Corona-Ausbrüche eine ungewöhnlich strenge Maskenpflicht angeordnet. Von diesem Donnerstag an müssen in der nordostspanischen Region alle Personen ab dem Alter von sechs Jahren in der Öffentlichkeit selbst dann einen Mund- und Nasenschutz tragen, wenn der Sicherheitsabstand gewahrt werden kann. Das teilte Regionalpräsident Quim Torra am Mittwoch in der Regionalhauptstadt Barcelona mit. Bei Verstössen wird ein Bussgeld von 100 Euro fällig.

Den ausführlichen Bericht finden Sie hier.

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05:40

Die Zahl der bestätigten Coronavirus-Fälle in Deutschland steigt binnen 24 Stunden um 442 auf 197'783, wie aus Daten des Robert-Koch-Instituts (RKI) hervorgeht. Die Zahl der Todesfälle steigt um zwölf auf 9048.

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05:20

56 Prozent der Schweizer Bevölkerung wollen die Corona-Warn-App des Bundes nicht auf ihrem Handy installieren. Laut einer Comparis-Umfrage glauben viele Personen nicht an den Nutzen der App, und sie fürchten sich vor einer Verletzung des Datenschutzes.

Den vollständigen Bericht finden Sie hier.

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05:00

Die Vereinigten Staaten melden nach offiziellen Angaben mehr als 59'000 Neuinfektionen. Wie aus einer Zählung der Nachrichtenagentur Reuters hervorgeht, entspricht dies dem grössten Anstieg an Coronavirus-Fällen, der bislang innerhalb eines Tages von einem Land verzeichnet wurde. Es ist der zweite Tag in Folge, an dem die Zahl der Todesopfer binnen 24 Stunden um mehr als 900 steigt.

Die Vereinigten Staaten verzeichnen insgesamt über drei Millionen Infizierte und 132'000 Todesfälle im Zusammenhang mit dem Virus. Die Coronavirus-Fälle in den USA steigen laut den Reuters-Daten in 42 der 50 Bundesstaaten.

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02:20

Nach einer Zählung der Nachrichtenagentur Reuters sind weltweit mehr als zwölf Millionen Menschen mit dem Virus infiziert. Die Zahl der Fälle ist nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation dreimal so hoch wie die jährlichen Grippeinfektionen. Seit dem Ausbruch vor sieben Monaten sind mehr als eine halbe Millionen Menschen an den Folgen der durch das neuartige Coronavirus ausgelösten Lungenkrankheit Covid-19 gestorben.

Dies ist vergleichbar mit der jährlichen Zahl der Grippe-Toten. Der erste Coronavirus-Fall wurde Anfang Januar in Wuhan gemeldet und innerhalb von 149 Tagen stieg die Zahl auf offiziell 6 Millionen bestätigte Fälle. In weniger als einem Drittel dieser Zeit – in 39 Tagen – verdoppelte sich die Zahl der infizierten Personen auf 12 Millionen. Die Reuters-Zählung, die auf Regierungsdaten basiert, zeigt, dass sich die Krankheit derzeit am schnellsten in Lateinamerika ausbreitet.

Auf Amerika entfallen mehr als die Hälfte der weltweiten Infektionen und fast die Hälfte der Todesfälle. Brasilien und die Vereinigten Staaten zeichnen sich seit Anfang Juli für rund 45 Prozent aller neuauftretenden Fälle verantwortlich.

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00:40

In der serbischen Hauptstadt Belgrad kommt es infolge der Ankündigung verschärfter Coronavirus-Beschränkungen erneut zu Protesten und Ausschreitungen. Einige regierungsfeindliche Demonstranten werfen vor dem Parlamentsgebäude Steine und brennende Gegenstände auf Polizisten. Die Polizei reagiert mit dem Einsatz von Tränengas und Fernsehaufnahmen zeigen, wie Polizisten auf Demonstranten einprügeln. Innenminister Nebojsa Stefanovic sagt, zehn Polizisten seien verletzt worden. Er macht keine Angaben zu verletzten Demonstranten.

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(Reuters/AWP/SDA/cash)