Was die Spatzen in Washington schon seit Tagen von den Dächern pfeifen, ist seit vergangener Nacht bittere Gewissheit: Die Einigung im US-Steuerstreit kommt die Credit Suisse (CS) mit insgesamt 2,8 Milliarden Dollar teuer zu stehen. Ausserdem muss sich die Grossbank schuldig bekennen, was jedoch weder Auswirkungen auf die Lizenzen noch auf die Fähigkeit zur Ausübung des Tagesgeschäfts haben sollte.

Die aus der Analystengemeinde eintreffenden Reaktionen könnten unterschiedlicher nicht sein. Zur Stunde gewinnt die CS-Aktie an der Schweizer Börse SIX noch 0,9 Prozent auf 26,30 Franken. Die Tageshöchstkurse liegen bei 26,86 Franken. Marktbeobachtern zufolge lassen die im frühen Handel beobachteten Deckungskäufe spürbar nach.

Rückschlag beim Eigenkapital wirft Fragen auf

Der für die Bank Vontobel tätige Analyst zeigt sich nach den Wortmeldungen der letzten Wochen in den Medien wenig überrascht. Einzig die Vergleichszahlung liege eher am oberen Ende der Erwartungen. Hinsichtlich möglicher Auswirkungen auf das Tagesgeschäft gibt er sich hingegen vorsichtig. Auf Basis der Zielsetzungen für risikogewichtete Aktien befürchtet der Analyst negative Folgen für das Investment Banking sowie für die Nettoneugeldentwicklung im Wealth Management.

Dies gelte insbesondere für das Geschäft mit ultrareichen Kunden sowie für die asiatischen Märkte. Auch die Markterwartungen an die zukünftige Dividendenpolitik hält er für zu ambitioniert. Das Anlageurteil lautet deshalb weiterhin "Hold" mit einem Kursziel von 28 Franken.

Der für die Zürcher Kantonalbank tätige Berufskollege begrüsst die erzielte Einigung zwar. Zwar werde das Ergebnis vor Steuern im laufenden Quartal mit umgerechnet 1,62 Milliarden Franken belastet. Die Sicherheit, dass die Lizenz nicht entzogen werde, überwiege den negativen Effekt der höheren Busse allerdings. Ausserdem sei dieser mittlerweile bereits eingepreist. Die Quote des harten Kernkapitals sei sowohl im Vergleich zur Erzrivalin UBS als auch im historischen Vergleich tief.

Damit könnten im Markt Befürchtungen von kapitalverstärkenden Massnahmen aufkommen. Dagegen würden allerdings die zur zukünftigen Dividendenpolitik gemachten Aussagen sprechen. Bei der Zürcher Kantonalbank wird daher nicht mit einer negativen Kursreaktion für die mit "Marktgewichten" eingestufte Aktie der CS gerechnet.

Kurzfristige Dividendenaussichten trüben sich ein

Positive töne schlägt man bei der MainFirst Bank an. Einem Kommentar ist zu entnehmen, dass sich die Kernkapitalquote (Tier 1) durch die Vergleichszahlung um 70 Basispunkte verringere. In diesem Zusammenhang befürchtet der Verfasser negative Auswirkungen auf die diesjährige Dividendenzahlung. Personelle Konsequenzen habe die Einigung im US-Steuerstreit nicht und auch die Geschäftsentwicklung werde dadurch nicht materiell beeinträchtigt. Der verantwortliche Analyst hält die Vergleichzahlung für eingepreist und empfiehlt die Aktie deshalb weiterhin mit "Outperform" und einem Kursziel von 33 Franken zum Kauf.

Der Analyst der Bank J. Safra Sarasin gewinnt dem Ende des US-Steuerstreits gleich zwei positive Sachverhalte ab. Zum einen könne die CS endlich einen Schlussstrich unter diese Angelegenheit ziehen und zum anderen behalte die Grossbank ihre Lizenz in Übersee. Dadurch sei nicht mit materiellen Folgen auf das Tagesgeschäft zu rechnen. Dennoch stuft der Analyst die Aktie nur mit "Neutral" ein und gibt jenen der Erzrivalin UBS ganz klar den Vorzug.