Ausgeschieden sind die Baselbieter Nationalrätin Elisabeth Schneider-Schneiter und der Zuger Ständerat Peter Hegglin. Dass die Wahl auf Z'graggen fiel, ist eher überraschend. Die 52-jährige Urner Justizdirektorin hat in Bern keine Hausmacht.

Im Hearing hat sie aber überzeugt, wie Fraktionsmitglieder im Anschluss sagten. So sehr überzeugt, dass zwei Wahlgänge reichten, um das Zweierticket zu besetzen. Wer wie viele Stimmen gemacht hat, wollte Fraktionspräsident Filippo Lombardi nicht bekannt geben.

Bekanntheitsgrad steigern

Z'graggen bedankte sich vor den Bundeshausmedien für das Vertrauen, das ihr die Fraktion mit der Nomination entgegenbringe. Die Zeit bis zur Wahl am 5. Dezember werde sie nutzen, um Kontakte und Netzwerke zu pflegen. "Ich hoffe, dass ich meinen Bekanntheitsgrad rasch steigern kann", sagte Z'graggen.

Für völlig unbekannt hält sie sich ohnehin nicht. Als Regierungsrätin sei sie über die kantonalen Konferenzen vernetzt und kenne die Bundesparlamentarierinnen und -parlamentarier durchaus. Auch der politische Rucksack dürfte Z'graggen für die Nomination empfohlen haben.

Sie sorgte schon 2004 für eine Überraschung, als sie aus dem Stand mit einem Glanzresultat in die Urner Regierung gewählt wurde. Zuvor hatte die damals 38-Jährige als Primar-und Sekundarlehrerin gearbeitet und in Bern in Politikwissenschaften promoviert. Den Sprung in den Ständerat verpasste Z'graggen 2010 allerdings.

Amherd bleibt Favoritin

Weniger überraschend ist die Nomination von Viola Amherd, die als Favoritin für die Ersatzwahl gilt. Die Berichte über verschiedene Rechtshändel, in die sie verwickelt war, haben ihr in der Fraktion offenbar nicht geschadet. Darüber habe sie stets offen informiert, sowohl die Parteigremien als auch die Medien, sagte Amherd.

Die 56-Jährige war 1993 bis 1996 Stadträtin von Brig-Gils, danach Vizepräsidentin und schliesslich 12 Jahre lang Präsidentin der Stadtgemeinde. In diesem Amt hat sie sich das Rüstzeug für das Regierungsamt auf Bundesebene geholt.

In Bundesbern ist sie fest verankert. Sie sitzt seit 2005 im Nationalrat, ist Vizepräsidentin der CVP-Fraktion sowie Mitglied der Rechtskommission und der Kommission für Verkehr und Fernmeldewesen. Die Anwältin und Notarin ist zudem vielfache Stiftungs- und Verwaltungsrätin, unter anderem bei der BLS, bei der Matterhorn Gotthard Bahn und der Spitalgruppe GSMN. Ausserdem präsidiert sie den Verband Glasfasernetz Schweiz.

Mut zum Scheitern

CVP-Präsident Gerhard Pfister dankte auch den beiden nicht Nominierten. Es brauche Mut, sich zur Verfügung zu stellen mit dem Risiko, nicht gewählt zu werden, sagte er. "Wir hatten eine sehr gute Auswahl mit vier Kandidierenden", sagte Pfister.

Hegglin waren gute Chancen auf eine Nomination eingeräumt worden. Als ehemaliger Zuger Finanzdirektor hat er ebenfalls Regierungserfahrung. Zudem deckt der Ständerat eher das rechte Spektrum der CVP ab, während Amherd dem linken Flügel zugerechnet wird. Schneider-Schneiter dagegen hatte eher Aussenseiterchancen, obwohl ihr Kanton seit 121 Jahren nicht mehr im Bundesrat vertreten ist.

Zweierticket der FDP

Als nächstes werden die Nominierten von den übrigen Fraktionen auf ihre Bundesratstauglichkeit geprüft. Die Hearings finden in der Regel am ersten und am zweiten Dienstag der Session statt. Diese beginnt am Montag in einer Woche.

Die Bundesrats-Ersatzwahl findet am 5. Dezember statt. Die CVP muss den Sitz von Doris Leuthard neu besetzen. Mit ihr tritt auf Ende Jahr auch Bundesrat Johann Schneider-Ammann zurück. Die FDP hat am Ständeratspräsidentin Karin Keller-Sutter (SG) und Ständerat Hans Wicki (NW) nominiert.

(AWP)