"Eine gerechte Steuer für den modernen Geldadel" wollen die einen. "Familien- und KMU-feindlich" lautet das Fazit der anderen. 16 Tage vor der Abstimmung über die Reform der Erbschaftssteuer kämpfen die Befürworter und die Gegner mit harten Bandagen um die Stimmen der Unentschlossenen. Glaubt man den Debatten, geht es am 14. Juni um nichts weniger als um die Wahl zwischen einer gerechten oder einer liberalen Schweiz (alles wichtige zur Initiative erfahren Sie hier).

Eines ist schon jetzt sicher: Die Volksinitiative zur Einführung einer nationalen Erbschaftssteuer lässt auch die cash-Leser nicht kalt. Seit der Lancierung der cash-Online-Umfrage vor einer Woche haben mehr als 3200 Userinnen und User ihre Stimme abgegeben.

Und die Tendenz ist bislang sehr deutlich. Die Frage "Stimmen Sie der Erbschaftssteuer zu?" haben fast drei Viertel (73 Prozent) mit Nein beantwortet. Dem stehen 23 Prozent Ja-Stimmen gegenüber. 116 Personen (4 Prozent) geben an, nicht abzustimmen. 

Schon mehrfach in der Vergangenheit lagen die cash-Umfragewerte nahe bei beim tatsächlichen Abstimmungsergebnis. Vor der 1:12-Initiative im November 2013 gaben 68 Prozent der cash-Leser an, ein Nein in die Urne zu legen – das Begehren der Juso wurde schliesslich mit 65 Prozent abgelehnt. Auch bei den Urnengängen zur Einheitskasse oder zur Abzocker-Initiative war die Tendenz der cash-Umfrage schlussendlich richtig.

Drei Argumente im Vordergrund

Die cash-Leser sind offenbar auch jetzt auf der "richtigen" Spur, wie andere Umfragen anzeigen, zum Beispiel die aktuellste SRG-Trendumfrage. Laut den Prognosen des Forschungsinstituts gfs.bern würden 51 Prozent der Befragten die Initiative eher oder bestimmt ablehnen. Für gfs-Leiter Claude Longchamp und sein Team ist damit eine Vorentscheidung gefallen, wie sie in der Analyse schreiben. Denn im Normalfall würde sich bei einer Volksinitiative mit dem Abstimmungskampf die Gegnerschaft vergrössern.

Nach Angaben von gfs.bern überzeugen drei Hauptargumente die Nein-Seite: Die Nachfolgeregelung von Familienunternehmen, die mangelnde Rechtssicherheit und der Eingriff in die Steuerhoheit der Kantone. Die Argumente der Initianten, die mit dem Volksbegehren unter anderem den Reichtum der Schweiz gerechter verteilen wollen, kommen bei der Stimmbevölkerung bislang weniger gut an.

Drohen griechische Verhältnisse?

Ähnliche Argumente werden grösstenteils auch in den Kommentarspalten von cash angebracht. Ein Leser beispielsweise befürchtet bei Annahme der Initiative griechische Verhältnisse in der Schweiz. "Als KMU kann man diesem wirtschaftsfeindlichen Umfeld nur entfliehen", so sein Fazit. Eine andere Userin kritisiert, man appelliere bewusst an ein "Robin-Hood-Syndrom": Den Reichen nehmen, den Armen geben. Dabei würde ein Erbe bereits vor der Übergabe versteuert, in Form von Einkommens- und Vermögenssteuern. Die wenigen Befürworter erachten die Erbschaftssteuer als gerecht. Sie sehen nicht ein, weshalb geschenkte Millionen steuerfrei sind, erarbeitetes Geld aber mit hohen Einkommensabgaben belastet werden soll.

In den Pro- und Kontra-Lagern sind die Meinungen also längst gemacht und mögliche Folgen werden vehement verteidigt. Doch es gibt auch Ökonomen, welche die Konsequenzen weniger dramatisieren. Gerade bei der Nachfolgeregelung von Unternehmen hänge viel davon ab, wie das Parlament die Vorlage genau umsetzen würde, so der Tenor. Wirtschaftsprofessor Marius Brülhart hält die Debatte um Gefährdung der KMU deshalb als politisch überzeichnet, wie er in einem Interview mit der Handelszeitung sagte. Ökonomisch stünden die Argumente auf tönernen Füssen.