"Wir sollten die Wirtschaftsbeziehungen zu China auch im Kontext des neuen Systemwettbewerbs nicht grundsätzlich in Frage stellen", sagte der frühere Siemens -Vorstand. Doch die bessere Vorbereitung auf mögliche "Extremszenarien" sollte nach Russwurms Einschätzung auch für China gelten. "Wir kennen die gegenwärtig starken Abhängigkeiten von Halbleitern aus Taiwan oder bei seltenen Erden aus China und müssen unsere Resilienz erhöhen."

Ein Teil der Lösung bestehe darin, Absatz- und Beschaffungsmärkte zu diversifizieren. "Das geht nicht von heute auf morgen", sagte Russwurm. "Europa muss bereit sein, langfristig in Märkte zu investieren und diese mit aufzubauen, so wie einst auch in China."

Laut Bundesbank hatten deutsche Unternehmen Ende 2020 knapp 90 Milliarden Euro in China investiert. "Insgesamt sind die Wirtschaftsbeziehungen zu China nach wie vor durch erhebliche Asymmetrien und ungleiche Wettbewerbsbedingungen gekennzeichnet", sagte Russwurm. Die Lebensbedingungen für entsandte Arbeitskräfte haben sich deutlich verschlechtert, wie nicht nur der BDI-Chef berichtet. "Das alles belastet den langfristigen Ausblick."

Von der Bundesregierung erhofft sich der BDI eine europäisch abgestimmte und selbstbewusste Vertretung der eigenen Interessen - ohne die Beziehungen zu China gleich zu ruinieren. "Wir erwarten von der Bundesregierung eine umsichtige Politik, welche die Risiken von zu grossen Abhängigkeiten mit den Risiken einer zu konfrontativen Ausrichtung gut ausbalanciert, und zwar im europäischen Verbund", sagte Russwurm./cho/DP/zb

(AWP)