Es habe bei Wirecard mehrere Punkte gegeben, "die mich nicht nur interessierten, die auch die Sicherheit unseres Landes betrafen", sagte Schmidbauer. So habe ihn etwa "elektrisiert", dass Marsalek damit geprahlt habe, die Formel des Nervengifts Nowitschok zu besitzen. Er habe sich bemüht, mehr von ihm zu erfahren, berichtete Schmidbauer. "Das gelang nicht."

Die deutschen Nachrichtendienste hatten nach Erkenntnissen des Ausschusses nur wenig Informationen über den früheren Dax-Konzern Wirecard. "Es ist überraschend, wie wenig unsere Nachrichtendienste über Wirecard wussten", sagte der SPD-Finanzpolitiker Jens Zimmermann. Zuvor hatte Sonderermittler Wolfgang Wieland dem Ausschuss in geheimer Sitzung über seine Erkenntnisse berichtet. Es gebe keine belastenden Informationen, dass deutsche Nachrichtendienste irgendwie mit Wirecard kooperiert hätten, sagte Zimmermann.

Der FDP-Finanzpolitiker Florian Toncar berichtete, die Informationen der deutschen Dienste über Wirecard seien weitestgehend "unüberprüfte Hinweise von befreundeten Nachrichtendiensten" gewesen. Es stelle sich die Frage, ob die deutschen Nachrichtendienste überhaupt so gut arbeiteten, wie man es eigentlich erwarten würde.

Unter anderem gebe es im Zusammenhang mit dem Fall Wirecard Hinweise darauf, dass österreichische Nachrichtendienste Quellen in Deutschland geführt hätten. "Will da im Kanzleramt nicht vielleicht mal jemand zum Telefon greifen und in Österreich anrufen und fragen, was da eigentlich los ist?", fragte Zimmermann.

Der Finanzpolitiker der Grünen, Danyal Bayaz, kritisierte, die Bundesregierung habe Informationen über eine Zusammenarbeit mit Wirecard zurückgehalten. In mehreren deutschen Sicherheitsbehörden seien Kreditkarten der Firma zum Einsatz gekommen - was man dem Ausschuss lange nicht offengelegt habe. "Angesichts der Kontakte von Jan Marsalek zu ausländischen Geheimdiensten stellt sich die Frage, ob dabei deutsche Sicherheitsinteressen verletzt wurden", betonte er.

Dass zwei ehemalige Geheimdienstkoordinatoren sich von Wirecard hätten einspannen lassen, sei "eine bemerkenswerte Häufung von Zufällen". Bayaz und der Ausschussvorsitzende Kay Gottschalk von der AfD sprachen sich für strengere Lobby- und Transparenzregeln für ehemalige Spitzenbeamte aus./tam/DP/nas

(AWP)