Obwohl die Schweiz im internationalen Vergleich ein Volk von Mietern ist, sind Immobilien derzeit sehr beliebt. Das zeigt sich auch daran, dass Wohneigentum in der Schweiz immer teurer wird. Der Wohnflächen-Quadratmeterpreis von Einfamilienhäusern kletterte im April durchschnittlich auf 6068 Franken, jener von Eigentumswohnungen auf 7117 Franken. Über das ganze Jahr betrachtet sind Einfamilienhäuser schweizweit um 1,3 Prozent und die Wohnungen um 3,1 Prozent teurer geworden.
 
Diese Zahlen entstammen dem von Immoscout24 gemeinsam mit dem Immobilien-Beratungsunternehmen IAZI berechneten Swiss Real Estate Offer Index. Der Index basiert auf den im Internet publizierten Angeboten bei Immoscout24. Die Immobilienpreise in der Schweiz sind schon seit längerem auf dem Vormarsch. Landesweit haben sich seit Beginn der Aufzeichnungen im November 2011 die Häuserpreise um 10 Prozent, jene für Wohnungen gar um 22 Prozent gesteigert.
 
Unterschiedliche Sorgfalt
 
Wo aber würden Schweizerinnen und Schweizer am liebsten Wohneigentum kaufen, welche Objekte sind am begehrtesten? Einen Hinweis darauf liefert die Popularitätsskala von Immoscout24 der letzten Woche. In der Region Zürich ist das meist angeklickte Inserat eines aus der steuergünstigen Gemeinde Oetwil an der Limmat. Das Haus mit Pool und 5,5 Zimmern wird für 1,89 Millionen Franken angeboten (siehe nächstes Bild). Die Lage auf dem Land und die Nähe zur Stadt dürften weitere Argumente für das Interesse am Haus sein.
 
Nummer zwei im Grossraum Zürich ist ein Objekt aus Hettlingen, eine Agglomerationsgemeinde Winterthurs. Das 8,5-Zimmerhaus ist für 1,65 Millionen Franken ausgeschrieben und fällt auf durch eine äusserst detaillierte Beschreibung.
 
 
Stutziger macht hingegen ein Objekt von der Zürcher Goldküste, Rang vier auf der Liste. Die "schöne Liegenschaft in Küsnacht", wie sie angepriesen wird, verfügt über acht Zimmer, eine Wohnfläche von 200 Quadratmetern und einen Umschwung von 1100 Quadratmetern. Doch Bilder suchen die Interessenten vergeblich. Eine verschwommene Luftaufnahme ist alles, was man zu sehen bekommt.
 
Ohne Bilder auszukommen, glaubt auch ein Verkäufer aus dem Tessin. Die Luganeser Vororts-Villa für 2,1 Millionen mit "stupenda vista" landet trotzdem in den Top Ten der Region Tessin.
 
Art, Preis und Lage im Fokus
 
Zwar helfe es, ein Objekt möglichst detailliert zu präsentieren, sagt Immoscout24-Direktor Martin Waeber zu cash. "Generell zeigt unsere Erfahrung, dass Inserate mit Fotos einen deutlich höheren Rücklauf aufweisen und häufiger aufgerufen werden, als solche ohne Bild." Doch Art, Preis und die Lage des Objekts seien die Haupt-Such-Kriterien.
 
Vorbildlicher inseriert, jedoch ohne Sinn für ästhetische Fotografien ist das beliebteste Inserat aus Basel-Stadt. Das 9-Zimmer-Stadthaus wird mit 16 Bildern angepriesen. Der Besitzer machte sich jedoch nicht die Mühe, die Räume so "repräsentativ" herzurichten wie es im Titel des Inserats heisst.
 
 
Laut Angaben der UBS ist Basel-Stadt eine jener Schweizer Regionen, wo die Gefahr einer Immobilienblase am grössten ist. Weitere Gefahrenregionen befinden sich am Genfersee, rund um den Zürich- und den Zugersee, im Engadin und im Wallis, wie der jüngste UBS-Immobilienblasenindex zeigt. In solchen Regionen ist die Nachfrage unvermindert hoch, sodass potenzielle Käufer über eine nachlässige Präsentation hinwegsehen.
 
Gerade in städtischen Gegenden kommt hinzu, dass das Angebot an Wohneigentum sehr begrenzt und auch überteuert ist, weil kaum Bauland vorhanden ist. In den Top-Ten-Inseraten finden sich denn auch kaum städtische Liegenschaften – jene aus Basel ist die regelbestätigende Ausnahme. "Deshalb flüchten die Interessenten in die Agglomeration, beziehungsweise aufs Land, wo die Verfügbarkeit gegeben ist – auch noch zu erschwinglichen Preisen", sagt Immobilien-Experte Waeber.
 
Wann steigen die Hypozinsen?
 
Wie lange die Preise dort noch attraktiv sind, bleibt fraglich. Neben dem Anlagenotstand locken auch die historisch tiefen Zinsen laufend neue Kunden auf den Immobilienmarkt. Im Januar kostete eine zehnjährige Festhypothek im Durchschnitt noch mehr als 1,7 Prozent. Nun sind die Zinssätze unter 1,5 Prozent gefallen, wie Daten von Vermögenspartner zeigen. 
 
So schnell wird sich an diesem Tiefzinsumfeld nichts ändern. Solange die Schweizerische Nationalbank ihren geldpolitischen Kurs nicht umstellt und die Negativzinsen aufrecht hält, ändern sich auch die Absicherungskosten nicht, welche die Hypothekeninstitute zur Berechnung ihrer Produkte heranziehen.

Rendite-Liegenschaften dürften also so schnell nicht an Popularität verlieren. So wie die Reihen-Einfamilienhäuser in der Tösstaler Ortschaft Turbenthal. Die Objekte werden zwar erst ab Herbst 2017 gebaut, gehören aber heute schon zu den populärsten auf Immoscout24.