Anfang August erreichte der Goldpreis bei 2075 Dollar ein Rekordhoch. Nie dagewesene Stützmassnahmen von Regierungen und Notenbanken, tiefe und negative Zinsen und ein schwächerer Dollar schoben das Edelmetall in die Höhe.

Goldman Sachs oder die Bank of America stellten weitere Gewinne in Aussicht. Das Wiedererstarken des Dollars liess den Goldpreis aber wieder sinken.

Der Preis für eine Unze Gold in den vergangenen zwölf Monaten (Grafik: cash.ch).

Vom Rekordhoch ist der Kurs inzwischen auf 1853 Franken gefallen. Der Abwärtstrend hat sich in den vergangenen Tagen noch verstärkt. Allein innert Wochenfrist ist ein Minus von fast 5,5 Prozent zu verzeichnen.

Ist dies nur ein kleiner Rücksetzer, wie er oft am Markt vorkommt? Oder kündigt sich ein stärkerer Zerfall des Goldpreises an? Fünf Punkte, um sich dieser Frage anzunähern:

  1.  Dollar-Dominanz

Trotz einer weiteren Bestätigung ultralockerer Mentalitäten der amerikanischen Notenbank Federal Reserve hat der Dollar an Stärke gewonnen. "Der starke Dollar ist wie ein Mühlstein am Hals der Edelmetallpreise und verstärkt den Druck aufs Gold, trotz einer wieder grösseren Vorsicht gegenüber Risiken", schreibt Carsten Fritsch, Analyst der deutschen Commerzbank. Weil aber die expansive Fed-Geldpolitik noch Jahre andauern werde, könne die Dollarstärke kaum anhalten.

Der Dollar-Index seit Anfang Jahr (Grafik: Bloomberg).

  1.  Stagnierende Zinsen

Die immer negativere Real-Rendite von US-Staatsanleihen hat Gold über dem Sommer am Markt genützt. Seit Anfang August haben sich diese Zinsen aber seitwärts bewegt. Sie werden nur weiter gedrückt werden, wenn sich die Inflationserwartungen ausweiten.

Die "Breakevens" – Preisannahmen für nominale und inflationsgeschützte Anleihen – fallen seit Anfang August. Bei weiter ansteigenden Coronavirus-Fällen weltweit und einer stockenden Wirtschaftsentwicklung ist die Teuerung nicht das Hauptthema für Investoren, wie Rohstoff-Chefstratege Ole Hansen von der Saxo Bank sagt.

  1.  Technische Schwellen

Der Rückgang des Goldpreises verstärkte sich, nachdem der Preis diese Woche unter den 50-Tages-Durchschnitt fiel. Charttechnisch orientierte Händler sehen dies als Verkaufssignal.

Die nächste wichtige Schwelle, der 100-Tage-Durchschnitt, dürfte etwas Widerstand gegen einen fallenden Preis bieten. Fällt der Preis aber drunter, kann es leicht zu neuen Verkäufen kommen. Der Gold-Spotpreis steht um 0,6 Prozent abei 1852 Dollar tiefer und nähert sich dem tiefsten Wert seit Anfang Juli.

  1.  ETF-Zuflüsse

Die beliebteste Form, Gold zu kaufen, sind für Investoren dieses Jahr Exchange Traded Funds gewesen, kurz ETF. Diese Fonds, die Gold oft auch physisch halten, haben seit Januar schon 862 Tonnen des Edelmetalls erworben.

Als der Goldpreis am Montag fiel, kam es zu den grössen Geldzuflüssen in Gold seit einem Jahr, weil Investoren ein Schnäppchen witterten. Der Preisrückgang ein Tag später führte aber nicht noch einmal zu einem solchen Gold-Appetit - im Gegenteil, es wurde sogar etwas verkauft. "Die Investoren pausieren, um abzuwarten", sagt Georgette Boele, Edelmetallstrategin bei ABN Amro. "Wenn die Schwäche weitergeht, werden sie schnell mehr verkaufen."

  1.  Wahlprognosen in den USA

In den vergangenen 20 Jahren hat Gold die Tendenz gezeigt, sich vor und nach amerikanischen Präsidentschaftswahlen zu bewegen. Investoren wägen die Auswirkungen auf den Dollar und die Zinsen für US-Staatsanleihen sowie weltpolitische Risiken ab. Die nächsten Wahlen im November werden möglicherweise die angespanntesten seit Jahrzehnten sein. Die Unsicherheit deswegen dürfte für den Goldpreis "eine wahre Freude" darstellen.

 

 

(Bloomberg/cash)