Orascom ist ein wahrhaftiger Risiko-Titel - sowohl nach oben wie auch nach unten. Erst verlor die Aktie seit dem Börsengang vor sechs Jahren über 90 Prozent ihres Werts, nun verdoppelte sich ihr Wert innerhalb von nur sechs Wochen wieder. Unter anderem die Hoffnungen, dass die Firma sich von der Börse zurückziehen könnte, hatten den Kurs nach oben getrieben. Da liegt es auf der Hand, dass Investoren nach dieser Achterbahn-Fahrt seit gestern Dienstag erste Gewinne mitnehmen. 

Auf solche Kursschwankungen müssen sich Anleger auch in Zukunft einstellen. "Orascom ist ein sehr politischer Titel", erklärt Aktienanalyst Patrick Hasenböhler von der Bank J. Safra Sarasin zu cash. "Die politischen und wirtschaftlichen Unsicherheiten in Ägypten sorgten in der Vergangenheit dafür, dass die Aktie massiv an Wert verlor", so Hasenböhler. Der Sturz von Mohammed Mursi Anfang Juli und die vom Militär installierte Übergangsregierung hätten bei den Investoren dann für etwas mehr Zuversicht gesorgt.

Drittes Quartal wird schlecht ausfallen

Orascom machte 2012 rund 78 Prozent des Umsatzes in Ägypten. Dementsprechend schwer lasten die politischen und wirtschaftlichen Unsicherheiten in diesem Land auf dem Betriebsergebnis. Derzeit besteht in Ägypten kaum Nachfrage nach Immobilien und der Touristenstrom ist praktisch komplett versiegt.

Die darbenden Hauptsegmente der Orascom-Gruppe – Immobilien und Tourismus – liessen den Gewinn im ersten Halbjahr 2013 um 60 Prozent im Vergleich zur Vorjahresperiode einbrechen. Weil der ägyptische Tourismus weiter unter den Unruhen leidet, erwartet Hasenböhler erneut sehr schlechte Drittquartalszahlen. Gerade kürzlich hatte der Reiseveranstalter Kuoni mitgeteilt, er rechne auch für 2014 nicht mit einer Rückkehr der Destination Ägypten.

Hoffen auf eine Beruhigung in Ägypten

Die anhaltenden Unsicherheiten, die Orascom belasten, bewogen das Aktienresearch der Zürcher Kantonalbank (ZKB) im August sogar dazu, Orascom aus ihrem Anlageuniversum zu kippen. Ein weiterer Grund für diesen Schritt war laut der ZKB, dass Orascom nur noch Minderheitsaktionärin des Projekts Andermatt Swiss Alps (ASA) ist, während Verwaltungsratspräsident Samih Sawiris die Mehrheit übernahm. Diese Umschichtung sei zwar positiv für das ASA-Projekt, verstärke aber Orascoms Abhängigkeit vom ägyptischen Markt noch mehr.

Gewinn werde Orascom erst wieder machen, wenn in Ägypten ruhigere Zeiten anbrechen, prognostiziert Experte Hasenböhler. "Das dürfte auch 2014 noch nicht der Fall sein." Weil eine faire Bewertung zurzeit nicht möglich sei, rät der Sarasin-Analyst Investoren, nicht in den Orascom-Titel zu investieren. "Wenn sich die politische und infolgedessen die touristische Situation in Ägypten beruhigen sollte, hat die Aktie aber weiteres Aufholpotenzial."

Solange dieses Szenario nicht eintritt, bleibe der Titel weiterhin nur etwas für "sehr risikoaffine Anleger", so Hasenböhler.