Gleichzeitig dürfte sie bei der Ersatzwahl am 7. Dezember lediglich Aussenseiter-Chancen haben. Die SP-Parteispitze wünschte zwar nach der Rücktrittsankündigung von Sommaruga ein Frauenticket, und wollte Kandidaturen aus der Westschweiz und auch aus dem Tessin ausdrücklich zulassen.
Denn mit Alain Berset und Guy Parmelin gehören dem Bundesrat bereits zwei Westschweizer an. Zu ihnen kommt als dritter Vertreter der lateinischen Schweiz der Tessiner Ignazio Cassis. Würde Baume-Schneider für Sommaruga nachrücken, sässen vier "Lateiner" in der Regierung und zugleich die erste Bundesrätin aus dem Kanton Jura.
Baume-Schneider ist nach der Basler Ständerätin Eva Herzog, der Berner Regierungsrätin und früheren Nationalrätin Evi Allemann und dem Zürcher Ständerat Daniel Jositsch die vierte Kandidatin für Bundesrätin Simonetta Sommarugas Sitz.
Sie bringt solide politische Erfahrung mit, auf Legislativ- und Exekutivebene: Von 1995 bis 2002 war sie Mitglied des jurassischen Kantonsparlaments. Ab 2002 stand sie während drei Amtszeiten als Staatsrätin dem Departement für Bildung, Kultur und Sport vor.
Seit 2019 ist sie Ständerätin. Geplant ist, dass sie im Jahr 2024 das Präsidium der kleinen Kammer übernimmt. Zurzeit präsidiert sie die Umwelt- und Raumplanungskommission, und sie arbeitet in den Kommission für Wissenschaft, Bildung und Kultur in der Geschäftsprüfungskommission mit.
Die perfekt zweisprachige 58-Jährige ist zudem Vizepräsidentin der SP Schweiz. Vor ihrer Wahl in den Ständerat war Baume-Schneider Direktorin der Hochschule für Soziale Arbeit und Gesundheit in Lausanne.
Sie ist nicht nur bisher einzige Westschweizerin im Rennen, sondern auch die einzige Kandidatin aus einer ländlichen Region. Sie lebt in der Gemeinde Les Breuleux in den Freibergen. Ihr war es immer wichtig, Vielfalt zu verkörpern, und sie sieht darin einen Vorteil.
In den achtziger Jahren engagierte sich Baume-Schneider in der damaligen Revolutionären Marxistischen Liga (RML). Heute steht die Mutter zweier Kinder ein für eine Politik der Solidarität, sozialen Gerechtigkeit und eine auf Menschlichkeit ausgerichtete Wirtschaft. Als Mandatsträgerin im Kanton Jura kümmerte sich die einstige Sozialarbeiterin besonders um die Interessen der Verletzlichsten.
Würde Baume-Schneider gewählt, wäre der erst seit 1979 existierende Kanton Jura zum ersten Mal im Bundesrat vertreten. 1999 hatte der jurassische alt Ständerat und Staatsrat Jean-François Roth erfolglos für einen Sitz in der Landesregierung kandidiert.
(AWP)