Man kann es drehen und wenden, wie man will: Die Gründerfamilie von Sika und der französische Baukonzern Saint-Gobain gehen als Verlierer aus dem Kampf um den Zuger Baukonzern hervor. Zwar werden beide Parteien finanziell entschädigt, so dass sie vordergründig wie Sieger aussehen.  Doch sowohl die Firmenerben wie Saint-Gobain haben ihr Ziel, das sie vor fast vier Jahren anvisiert hatten, nicht erreicht: Den Verkauf von Sika nach Frankreich.

Die jahrelange Gegenwehr und das Pochen auf Unabhängigkeit von Sika-Management, der Mehrheit des Verwaltungsrates und von Minderheitsaktionären hat sich also ausbezahlt. Dies auch mithilfe günstiger Marktbedingungen, welche den Sika-Aktienkurs nach oben trieben und die ursprünglichen Konditionen der Übernahme völlig veränderten.

Der Widerstand der beim Deal übergangenen Sika-Führung mag nachvollziehbar gewesen sein. Es ist nicht aktionärsfreundlich und widerspricht den Grundsätzen moderner Unternehmensstrukturen, dass ein Aktionär (wie die Sika-Gründerfamilie) mit wenig Kapitalbeteiligung eine Firma kontrollieren und verkaufen kann. Dies, weil er sich via Firmenstatuten die Mehrheit der Stimmrechte am Unternehmen sichert. Doch das ist völlig legal. Und solche Strukturen besitzen noch über 20 in der Schweiz kotierte Unternehmen.

Insofern war es höchst irritierend, dass die Sika-Führung vom Kantonsgericht Zug für ihr Vorgehen gegen die Sika-Gründerfamilie Recht bekam. Und insofern kann man am Wirtschaftsstandort Schweiz nun von einer glücklichen Fügung sprechen, dass nicht eine weitere Instanz über den Fall zu urteilen hatte. Ein nochmaliges Urteil hätte wahrscheinlich weitere verstörende Signale ins Ausland gesendet – nämlich dass Übernahmen bei Firmenkonstrukten wie Sika in der Schweiz juristisch angreifbar sind.

Kehrt bei Sika nun Ruhe ein? Wahrscheinlich, und das ist für das operative und strategische Vorankommen wichtig. Nur: Sika wird mit der angekündigten Einführung der Einheitsaktie zu einer "normalen" Gesellschaft. Nach dem Prinzip "one share, one vote" kann Sika nun viel einfacher übernommen werden. Es wird interessant zu sehen sein, wie das Sika-Management und der Verwaltungsrat reagieren, sollte in Zukunft tatsächlich ein gut dotiertes Übernahmeangebot für die Firma auf dem Tisch liegen. Dann wird sich die Sika-Spitze an den früheren Aussagen und Positionen messen lassen müssen.