"Wir müssen gemeinsam daran arbeiten, unseren Verbrauch zu senken, um wieder Handlungsspielraum zu gewinnen", schrieben die Chefs von Engie, EDF und Total in einem offenen Brief, der am Sonntag von der Wochenzeitung "Journal du Dimanche" veröffentlicht wurde. Catherine MacGregor (Engie), Jean-Bernard Levy (EDF) und Patrick Pouyanne (TotalEnergies) führen in ihrem Brief den starken Rückgang russischer Gaslieferungen sowie die eingeschränkte Stromerzeugung aufgrund von Wartungsproblemen als Gründe dafür an.

"Wenn wir noch in diesem Sommer Massnahmen ergreifen, können wir zu Beginn des nächsten Winters besser vorbereitet sein, insbesondere um unsere Gasreserven zu erhalten", so die Top-Manager der Energieunternehmen in ihrem Schreiben. Sie fügten hinzu, dass die Bemühungen zur Begrenzung des Verbrauchs "sofort, gemeinsam und massiv" sein sollten. Frankreich will seine Gasspeicher bis zum Frühherbst füllen, wie Ministerpräsidentin Elisabeth Borne kürzlich sagte. Aktuell sind die Gasspeicher des Landes sind zu rund 59 Prozent gefüllt. Ähnlich ist die Situation in Deutschland und anderen Ländern.

Die Führungskräfte verwiesen auf ihre eigenen Bemühungen, neue Gasquellen zu erschliessen und ein schwimmendes Teminal für Flüssigerdgas (LNG) im Hafen von Le Havre zu bauen. Medienberichten zufolge hat die Regierung Gespräche mit TotalEnergies über die Erhöhung der LNG-Kapazitäten geführt, nachdem die USA ihre Bereitschaft erklärt hatten, die Lieferungen nach Europa zu erhöhen.

Frankreich hat vor kurzem seinen Mechanismus zur Regulierung der Gaspreise bis zum Ende des Jahres verlängert. Das System, das ursprünglich bis Ende Juni laufen sollte, soll die Auswirkungen der steigenden Energiepreise auf die Kaufkraft der Verbraucher begrenzen. Der Einmarsch Russlands in der Ukraine hat die Abhängigkeit Europas von russischem Gas ins Rampenlicht gerückt und die Suche nach alternativen Energiequellen in Gang gesetzt - zumal Russland derzeit weniger liefert als vereinbart.

Warnung auch in Japan

Auch die japanische Regierung warnt vor eine Stromengpass. Grund ist allerdings die Sommerhitze. In der Region Tokio werde es am Montag zu einer angespannten Lage kommen, erklärte sie am Sonntag. Die Einwohner werden dazu aufgefordert, Energie zu sparen. In Tokio und acht nahe gelegenen Präfekturen im Osten des Landes wird die überschüssige Stromerzeugungskapazität am Montagnachmittag zeitweise auf bis zu 3,7 Prozent sinken, wie das Ministerium für Wirtschaft, Handel und Industrie (METI) mitteilte. Ein Puffer von drei Prozent gilt als Mindestvoraussetzung für eine stabile Energieversorgung. Das Ministerium forderte daher die Nutzer auf, den Stromverbrauch zwischen 15 und 18 Uhr einzuschränken, um eine mögliche Stromkrise zu vermeiden.

"Bitte sparen Sie so viel Strom wie möglich, indem Sie etwa nicht genutzte Lampen ausschalten", hiess es in einer Erklärung. Das Ministerium rief auch dazu auf, einen Hitzschlag durch die richtige Nutzung von Klimaanlagen zu vermeiden. Die Stromversorgung Japans gilt ohnehin als angespannt, da viele Kernkraftwerke nach dem Tsunami und der Nuklearkatastrophe von Fukushima im Jahr 2011 noch immer abgeschaltet sind. Veraltete Wärmekraftwerke werden zum Teil geschlossen, um die Klimaziele zu erreichen. Außerdem droht dem Land aufgrund des Konflikts in der Ukraine und der Sanktionen gegen Russland ein potenzieller Mangel an fossilen Brennstoffen, einschließlich Flüssiggas.

(Reuters)