Die Preisrally am europäischen Gasmarkt strahlt inzwischen deutlich ins Reedereigeschäft aus. Angesichts der Energiekrise auf dem Kontinent werden immer mehr Flüssigerdgas-Ladungen von China nach Europa umgeleitet. Händler geben Hunderttausende von Dollar aus, um von einem seltenen Preisaufschlag zu profitieren, bevor dieser verschwindet.

Laut Positionsdaten von Kpler und Bloomberg werden derzeit 13 LNG-Tanker, die hauptsächlich aus den USA und Westafrika kommen, nach Europa umgeleitet. Ursprünglich waren sie auf Kurs nach Asien. Vergangene Woche lag die Zahl der umgeleiteten Tankschiffe noch bei acht. In einem Fall schickten Händler ein Schiff zurück durch den Panamakanal. Kostenpunkt für die erneuten Kanalgebühren laut Bloomberg-Schätzung: fast 400'000 Dollar.

Das Arbitragefenster zwischen Europa und Asien scheint sich indessen schnell zu schliessen. Schon im Februar könnte es für ankommende Lieferungen vorüber sein, da immer mehr Ladungen nach Europa strömen. 

Kpler-Analyst Mathew Ang konstatiert mit Blick auf den Norden Chinas eine stärkere Nachfrageabschwächung als erwartet. Deshalb sei Flüssigerdgas, das im Januar ursprünglich nach Tianjin geliefert werden sollte, auf andere Häfen in Asien und Europa umgeleitet worden.

Die Preise in Asien könnten Händlern zufolge durch die schwächere Nachfrage aus China belastet werden, selbst bei kälterem Wetter in Nordostasien. In China hat die Industriekonjunktur vor den Ferien zum Mondneujahr abgenommen. Vor den Olympischen Winterspielen könnten zudem Beschränkungen zur Emissionseindämmung in Kraft treten.

(Bloomberg)