Der stellvertretende Vorsitzende der Expertenkommission Fracking, Holger Weiss, stellt das in Deutschland geltende Verbot der Erdgasförderung durch das sogenannte Fracking infrage. "Man kann das eigentlich nur mit ideologischen Vorbehalten erklären. Einer sachlichen Grundlage entbehrt das", sagte er der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung". Die beim Fracking mittlerweile verwendete Flüssigkeit sei kein Gift, "das ist Spüli". "Heutzutage kann man Fracking mit einem vertretbaren Restrisiko machen", sagte Weiss.

Beim Fracking wird Gas oder Öl mit Hilfe von Druck und Chemikalien aus Gesteinsschichten herausgeholt, was Gefahren für die Umwelt birgt. 2016 hatte die damalige grosse Koalition beschlossen, dass die Methode in Deutschland tabu bleibt, Probebohrungen sollten aber erlaubt sein. Die Debatte über die Nutzung von Fracking-Gas war aber wegen der Gasknappheit infolge des Ukraine-Krieges zuletzt wieder intensiver geworden.

Der Geologe Christoph Hilgers vom Karlsruher Institut für Technologie sagte der Zeitung: "Wenn man Fracking richtig macht, ist das Risiko gering. Das ist eine etablierte Technologie." Der Umweltschutz stehe dabei immer an erster Stelle. Der Parlamentarische Geschäftsführer der FDP-Bundestagsfraktion, Torsten Herbst, kritisierte in der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung": "Was mich nervt, ist, dass die Diskussion in der Vergangenheit beim Thema Energie so bauchgetrieben war und so wenig fakten- und wissensbasiert."

Der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands Erdgas, Erdöl und Geoenergie, Ludwig Möhring, warf den Landesregierungen vor, die Möglichkeit von Probebohrungen zu hintertreiben. "Landesregierungen, die gesetzlich verpflichtet wären, den Probebohrungen zuzustimmen, haben sich von vorneherein ausdrücklich gegen Probebohrungen ausgesprochen. Unsere Industrie hat diese klare Positionierung respektiert und keine Anträge gestellt", sagte Möhring der Zeitung.

(AWP)