Diese Woche nimmt die Schweizerische Nationalbank ihre vierteljährlich stattfindende geldpolitische Lagebeurteilung vor. Die Entscheide rund um Negativ- und Leitzinsen werden am Donnerstagmorgen um 9:30 Uhr bekanntgegeben. Mit einer Änderung am geldpolitischen Kurs wird an den Märkten zunächst nicht gerechnet.

Doch werfen wir einen Blick zurück auf die letzten sechs turbulenten Monate. Um die Frankenstärke abzuschwächen, kündigte die Schweizerische Nationalbank (SNB) im Dezember 2014 Negativzinsen auf ihren Girokonten an. Diese sollten ab Ende Januar 2015 mit 0,25 Prozent in Kraft treten. Die Ankündigung wurde jedoch von den Ereignissen am 15. Januar überholt. Zusammen mt der abrupten Abschaffung der Kursuntergrenze zum Euro setzte die SNB den Negativzins gleich auf 0,75 Prozent.

Zwar setzt die SNB darauf, dass sich der Franken dank der Negativzinsen abschwächen wird. Der Aufwertungsdruck auf die Schweizer Währung ist in den letzten Monaten aber nicht kleiner geworden. Gegenüber dem Euro hat sich der Franken in einem Band zwischen 1,03 und 1,05 eingependelt.

Erhöht die SNB den Negativzins auf Einlagen bei der Zentralbank nun in Zukunft noch mehr (zur cash-Online-Umfrage)? Die Frage drängt sich auf, weil das Nationalbank-Direktorium mit Thomas Jordan an der Spitze kaum mehr andere Mittel hat, um die Frankenstärke zu bekämpfen. Denn Interventionen am Devisenmarkt mittels Euro-Aufkäufen sind in der Regel nur kurzfristig von Erfolg gekrönt. Darüberhinaus wird mit solchen Interventionen die Bilanzsumme der SNB weiter aufgebläht - was mit ein Grund war für die Aufhebung der Kursuntergrenze.

Potenzieller Zerfall des Euroraums

Für eine Erhöhung der SNB-Negativzinsen könnte eine Verschärfung der Griechenland-Krise und ein potenzieller Zerfall des Euroraums sprechen. Die Nachfrage nach dem "sicheren Hafen" Schweizer Franken könnte sich dadurch nochmals sprunghaft erhöhen - mit entsprechenden negativen Folgen für die exportorientierte Schweizer Volkswirtschaft.

Gegen eine Ausweitung der Negativzinsen spricht dagegen die Gefahr einer höheren Nachfrage nach Bargeld. Jetzt schon bestehen Tendenzen, dass Privatanleger, aber auch Institutionelle Anleger wie Versicherer oder Pensionkassen immer mehr Cash horten, weil ihnen die Banken die Negativzinsen überwälzen. Hinzu kommt, dass das Risiko von Fehlinvestitionen und sich die Gefahr von spekulativen Übertreibungen auf den Finanz- und Immobilienmärkten durch Negativzinsen erhöht und auch vermehrt Geld ins Ausland abfliesst.

Die SNB befindet sich bei den Negativzinsen also in einem Dilemma. Wird sie die Negativzinsen in Zukunft weiter erhöhen? Nehmen Sie an unserer cash-Online-Umfrage teil.