Leibwächter zogen den republikanischen Kandidaten Donald Trump am Samstagabend während eines Wahlkampfauftritts in Reno hastig von der Bühne, nachdem ein Zuschauer das Wort "Waffe" gerufen hatte. Der Vorfall stellte sich später als falscher Alarm heraus.

Am Freitag musste US-Präsident Barack Obama die aufgeheizte Stimmung bei einer Kundgebung für die demokratische Kandidatin Hillary Clinton beruhigen, nachdem ein Zwischenrufer ihn unterbrechen wollte. Obama forderte Respekt für den Zwischenrufer und brachte die Lage schliesslich mit den Worten "Buht nicht, geht wählen" wieder unter Kontrolle. 

Trump und Clinton konzentrierten ihre Wahlkampfauftritte auf die sogenannten swing states, wo die Wahl am Dienstag entschieden werden dürfte. Einer landesweiten Umfrage zufolge baute Clinton ihren Vorsprung vor Trump auf fünf Prozentpunkte aus.

Republikaner gegen Donald Trump

In Reno packten zwei Leibwächter Trump bei den Schultern und brachten ihn eilends hinter die Bühne, nachdem der Ruf "Waffe" im Publikum zu hören war. Der Zwischenfall ereignete sich während eines Handgemenges mit einem Mann, der ein Plakat mit der Aufschrift "Republikaner gegen Trump" in die Höhe hielt. "Agenten des Secret Service und Beamte der Polizei von Reno ergriffen den Mann sofort", erklärte der Secret Service, der die Leibwächter zum Schutz des Präsidenten und der Kandidaten stellt. Bei dem Verdächtigen sei keine Waffe entdeckt worden.

Trump erschien wenig später und scheinbar unbeeindruckt wieder auf der Bühne und setzte seine Rede fort. "Niemand hat behauptet, es würde einfach für uns", sagte der Milliardär. "Aber wir werden uns von niemandem aufhalten lassen." Trump dankte dem Secret Service und der Polizei für ihre "schnelle und professionelle Reaktion".

Der Mann mit dem Anti-Trump-Plakat äusserte sich, als er nach einer mehrstündigen Befragung wieder auf freiem Fuss war. Er sei Anhänger der Republikaner und zu der Kundgebung gekommen, um seine Ablehnung gegen Trump zum Ausdruck zu bringen, sagte Austyn Crites dem Sender KTVN-2.

Als er das Plakat herausgeholt habe, sei die Menge auf ihn losgegangen. Er sei gewürgt und geschlagen worden, ehe "irgendjemand von einer Waffe schrie". Er habe den Unterschied zwischen Obamas und Trumps Reaktion auf einen Kritiker demonstrieren wollen. Die Leute müssten verstehen, wo der Unterschied zwischen beiden liege.

Barack Obama reagiert gelassen

Ein Zwischenfall ereignete sich auch bei einer Kundgebung für Clinton in Fayetteville in North Carolina. Dort waren am Freitag zumeist afroamerikanische Anhänger der Kandidatin der Demokraten in eine Sporthalle gekommen, um Obama zu hören. Plötzlich erhob sich ein älterer weisser Mann in Uniform, schwenkte ein Trump-Plakat und versuchte, Obamas Rede zu stören. Die Menge reagierte mit Buh-Rufen. "Jeder von Euch setzt sich jetzt hin und ist einen Moment ruhig", forderte Obama, während der Protestierende weggeführt wurde. 

"Ich meine das ernst", sagte der Präsident, als die Zuhörer weiter buhten. "Das ist ein älterer Herr, der seinen Kandidaten unterstützt. Wir leben in einem Land, in dem die Redefreiheit respektiert wird", erinnerte er an die Grundwerte der Demokratie. "Es sieht so aus, als ob er in unserer Armee gedient hat. Das müssen wir respektieren." Mit der Aufforderung: "Buht nicht, geht wählen!" brachte er wieder Ruhe in den Saal.

Trump erklärte hingegen vor seinen Anhängern, Obama habe den Mann und nicht die Clinton-Anhänger zurechtgewiesen. "Er hat ihn angebrüllt, regelrecht angebrüllt."

Nervosität in Politik und Wirtschaft

Clinton baute in den vergangenen Tagen einer Umfrage zufolge ihren Vorsprung vor Trump leicht aus. In einer Erhebung der "Washington Post" und des Senders ABC kommt sie auf 48 Prozent, Trump auf 43 Prozent. Am Freitag lag Clintons Vorsprung noch bei drei Prozentpunkten.

Beide Kandidaten änderten am Wochenende ihre Wahlkampftermine, um in den Staaten Präsenz zu zeigen, wo sie in Umfragen Kopf an Kopf liegen, und die wahlentscheidend sein könnten. Dazu gehört Florida, wo in vielen Bezirken am Samstag die Frist für eine vorgezogene Stimmabgabe ablief. Nach einer Schätzung des Statistikinstituts Catalist haben bereits über 30 Millionen Amerikaner vorzeitig ihre Stimme abgegeben.

Auch in Deutschland steigt die Nervosität in Politik und Wirtschaft vor dem Wahltag. Bundespräsident Joachim Gauck zeigte sich besorgt über die Konsequenzen, falls Trump gewählt werden sollte. "Was uns unter anderem Sorgen machen muss, ist seine Unberechenbarkeit", sagte er dem "Spiegel".

Auch an den Börsen herrscht deshalb höchste Alarmbereitschaft. Sollte Trump das Rennen machen, wäre beim Dax die Marke von 10.000 Punkten nicht zu halten, ist sich Aktienstratege Jochen Stanzl vom Brokerhaus CMC Markets sicher. In der alten Woche hatte der Leitindex bereits gut vier Prozent verloren. Auch an der Wall Street ging es bergab.

(Reuters)