Der Batteriezellen-Sektor sei für Elektroautos besonders wichtig, sagte EU-Kommissionsvize Maros Sefcovic am Freitag in Brüssel. Er forderte alle EU-Länder auf, in ihren Plänen für Investitionen mit Geldern aus dem Corona-Wiederaufbaufonds auch Projekte mit Rohmaterialien aufzunehmen.

Frankreichs Wirtschaftsminister Bruno Le Maire, einer der grössten Verfechter staatlicher Förderungen von Batteriezell-Investitionen in Europa, ergänzte, es reiche nicht, E-Autos herzustellen. Auch bei Batteriezellen sei es wichtig, sie hier zu fertigen. "Europa muss investieren." Hunderttausende Arbeiter müssten um- und weitergebildet werden.

In einem Gastbeitrag für das "Handelsblatt" hatten Sefcovic, Le Maire und Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier zuvor bereits geschrieben, Europa wolle bis 2025 in der Lage sein, jedes Jahr Batteriezellen für mindestens sieben Millionen Elektroautos zu produzieren. Altmaier will 30 Prozent der weltweiten Produktion nach Europa holen und so die Abhängigkeit von Asien reduzieren. Das soll bis 2030 gelingen. Der CDU-Politiker sagte, die beiden konkreten Initiativen mit rund 60 Unternehmen aus zwölf EU-Ländern seien ein Musterbeispiel für eine gemeinsame europäische Industriepolitik - "und eine Blaupause für weitere zukunftsträchtige Sektoren wie Wasserstoff, Mikroelektronik und Cloud".

Abhängigkeit von asiatischen Lieferanten

In Bereichen, die als strategisch wichtig eingestuft werden, gelten in Europa mildere Regeln für Staatshilfen. So können Konzerne leichter zusammenarbeiten und Förderungen einstreichen. Kritiker bemängeln, dass dabei nur mit hohen Subventionen Arbeitsplätze entstehen. Der FDP-Politiker Karsten Klein sagte der Nachrichtenagentur Reuters, der Staat müsse das grundsätzliche Ziel CO2-Einsparungen vorgeben, aber nicht konkrete Wege dahin. "Es kann nicht sein, dass Politik den Eindruck erweckt, die Zukunftstechnologien zu kennen. Das hat in der Vergangenheit meist in eine teure Sackgasse geführt."

An den beiden bereits aufgesetzten europäischen Batteriezell-Initiativen sind 15 Unternehmen aus Deutschland beteiligt. Knapp drei Milliarden Euro stellt das Wirtschaftsministerium als Förderung bereit.

Bislang beziehen die deutschen Autobauer ihre Batteriezellen vor allem von asiatischen Lieferanten wie LG Chem und SK Innovation aus Südkorea und CATL aus China, mit denen sie langfristige Verträge geschlossen haben. Dank europäischer Förderung holt Europa inzwischen aber auf. Der zum Stellantis-Konzern gehörende Autobauer PSA will mit dem französischen Batteriehersteller Saft eine Batteriezell-Produktion am Opel-Standort in Kaiserslautern hochziehen. Der US-Elektroautohersteller Tesla plant für die im Bau befindliche Giga-Fabrik in Grünheide vor den Toren Berlins in grossem Stil auch eine eigene Batteriefertigung. Auch Batteriezell-Produzenten aus China und Korea bauen eigene Fertigungen in Europa auf.

(Reuters)