Die Demonstranten forderten die Staatschefin mit Plakaten und Sprechchören zum Rücktritt auf. Die Kundgebung wurde von 25'000 Polizisten überwacht, viele von ihnen in voller Schutzmontur.

Die Polizei sperrte alle Strassen zum Präsidentensitz ab. Die Demonstranten, die eigentlich in einem Sternmarsch zum Blauen Haus ziehen wollten, kamen nur bis auf einen Kilometer an Parks Residenz heran.

Die Demonstration gegen Park war eine der grössten Kundgebungen in der südkoreanischen Hauptstadt seit den Demokratieprotesten in Südkorea Ende der 80er und Anfang der 90er Jahre. Die Polizei hatte sich auf 170'000 Teilnehmer eingestellt, die Veranstalter rechneten sogar mit bis zu einer Million Demonstranten.

ZUNEHMEND IN BEDRÄNGNIS

Park steht seit Wochen wegen einer Korruptionsaffäre um eine langjährige Vertraute unter Druck. Schon vor einer Woche hatte zehntausende Demonstranten in Seoul Parks Rücktritt gefordert.

Die frühere Präsidentenberaterin Choi Soon Sil soll ihre Beziehungen zur Präsidentin dazu genutzt haben, um von südkoreanischen Unternehmen wie Samsung Spenden für ihre angeblich wohltätigen Stiftungen einzutreiben, aus denen sie sich dann persönlich bereichert haben soll. Darüber hinaus wird Choi vorgeworfen, Einfluss auf die Regierungsarbeit von Park genommen zu haben. Die 60-Jährige sitzt mittlerweile wegen Verdachts auf Betrug und Machtmissbrauch in Haft.

Die Präsidentin ist durch den Skandal zunehmend in Bedrängnis geraten. Obwohl sie sich schon mehrfach entschuldigt hat, liegen ihre Beliebtheitswerte derzeit bei nur noch fünf Prozent.

In einem Versuch, das Vertrauen der Bürger zurückzugewinnen, bildete Park Anfang November ihr Kabinett um und tauschte Berater aus. Sie entliess unter anderem Ministerpräsident Hwang Kyo Ahn und ernannte als Nachfolger den Liberalen Kim Byong Joon. Weil die Opposition der konservativen Präsidentin aber damit drohte, die Ernennung des Regierungschefs zu blockieren, rückte Park am Dienstag wieder von ihm ab.

mk

(AWP)